Nigeria: „Die jungen Menschen sagen ‚genug davon!’"
Papst Benedikt XVI.,
UNO Generalsekretär Ban Ki-Moon und der Weltsicherheitsrat: Alle verurteilen in diesen
Tage die Gewalt in Nigeria. Über hundert Menschen kamen am Freitag bei einer Serie
von Bombenanschlägen und Überfällen im Nordosten des Landes ums Leben. Ein Sprecher
der muslimischen Sekte Boko Haram mit dem Kampfnamen Abul-Kaka drohte in der Tageszeitung
„Daily Trust" am Samstag mit neuen Angriffen. Papst Benedikt XVI. hatte beim Angelusgebet
am Sonntag zum Ende der Gewalt in Nigeria aufgerufen: Gewalt löse die Probleme nicht,
sondern mache sie noch größer und säe Hass und Zwietracht, so der Papst. Eine Einstellung,
zu der auch immer mehr Menschen in Nigeria selbst kommen, so der Erzbischof von Jos
und Vizepräsident der Bischofskonferenz Nigerias, Ignatius Kaigama, im Interview mit
Radio Vatikan:
„Die Muslime feiern das Opferfest und beten darum, dass es
ein friedliches Fest sei. Das, was in den letzten Tagen passiert ist, ist nicht neu.
Es ist schon einmal passiert und es kann wieder passieren, solange wir nicht die Gründe
dafür angehen.“
Die Behörden hätten viel zu lange die Probleme des Landes
nicht lösen wollen.
„Sie haben die Vogel-Strauß Taktik verwendet und den
Kopf in den Sand gesteckt - in der Hoffnung, dass die Probleme von alleine verschwinden.
Bisher ist immer über den Konflikt zwischen den Religionen gesprochen worden. Ich
selber habe immer gesagt, dass es andere Faktoren sind, die nie angegangen worden
sind: soziale, politische und wirtschaftliche. Leider wird das alles immer unter den
Teppich gekehrt und es wurde wieder nur darüber gesprochen, dass Muslime und Christen
gegeneinander kämpften.“
In jüngster Zeit hätten immer Vertreter der Muslime
und der Christen Hand in Hand zusammen gearbeitet, um die Gewalt zu stoppen. In seinem
Bistum Jos etwa habe es sehr gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben, jetzt aber habe
das Nachdenken eingesetzt. Man treffe sich regelmäßig, Vertreter des Staates, der
Religionen und selbst der Armee, um den Frieden zu fördern.
„Ich bin selber
Zeuge davon. In meinem Büro ist in der letzten Woche eine Gruppe muslimischer und
christlicher Jungen zusammen gekommen, um mir zu sagen, dass sie bislang die Werkzeuge
der Gewalt seien und dass sie aufhören wollten damit. Sie wollten aufhören, weil ihnen
aufgegangen war, dass sie von den Ältesten oder den Politikern und fanatischen Religionsführern
benutzt wurden. Sie wollen aufhören.“
Man müsse die Vorkomnisse der vergangenen
Tage ernst nehmen, so Erzbischof Kaigama, aber darüber dürfe man die Bemühungen derer
nicht übersehen, die am Frieden arbeiteten.
„Es gab eine Welle der Gewalt
und der Zerstörung von Leben und Eigentum, aber wir wollen zurück und ganz von vorne
beginnen. Ich glaube, dass das ganz ehrlich gemeint ist. Mit dem Einsatz und dem Gebet
des Heiligen Vaters und dem Einsatz hier vor Ort werden wir den Frieden schaffen,
den wir brauchen.“
Die Störer des Friedens seien kein Teil der Gesellschaft
Nigerias. Da sie wenig Aufmerksamkeit bekämen, griffen sie zu Gewalt gegen alle und
jeden, nicht nur gegen staatliche Institutionen wie etwa Polizeistationen, sondern
auch gegen Kinder. Es sei kein religiöser Konflikt, der sich in den Attacken der Boko
Haram zeige, sondern Extremismus, der sich gegen das ganze Land richte.
„Kein
Zweifel, sie sind eine fanatische Gruppe und das, was ich eine antisoziale Gruppe
nenne. Selbst die Muslime stimmen zu, dass dies eine Gruppe mit kriminellen Tendenzen
ist. Weil sie Plätze voller Menschen angreifen und ihnen egal ist, ob sie Christen
oder Muslime töten, sage ich, dass sie eine Gefahr für die Menschheit darstellen.“