Am Sonntag ist in Oradea (Rumänien) ein Treffen der orientalischen katholischen Bischöfe
Europas zu Ende gegangen. Thema war die „Neuevangelisierung“ – hochrangige Vertreter
aus dem Vatikan nahmen an der Begegnung teil, so u.a. der für Neuevangelisierung zuständige
Vatikan-Erzbischof Rino Fisichella sowie die Spitzen der Ostkirchenkongregation, Kardinalpräfekt
Leonardo Sandri sowie der Sekretär Erzbischof Cyril Vasil’, S.J.. Wir haben mit
einem der Redner gesprochen, dem bekannten Künstler und Jesuitenpater Marko Rupnik.
Er sieht die katholischen Ostkirchen Europas nach der Fall der Mauer derzeit vor zwei
großen Herausforderungen:
„Die erste ist die Herausforderung nicht zu vergessen,
nicht die Erinnerung auszulöschen, sondern von der Erinnerung (Memoria) zum Gedenken
(Anamnesis) zu kommen: Von einer menschlichen Erinnerung, die voll von Verwundungen
sein kann, zu einer göttlichen Erinnerung, die zur Liturgie wird und in der anstelle
der Wunden die Gnade aufscheint und das Leben. Das ist sicherlich eine große Aufgabe.
Die andere Herausforderung ist der Blick auf den Westen, der sehr anziehend erscheinen
kann. Andererseits ist klar, dass diese Begegnung mit der Moderne einen hohen Preis
gefordert hat. Von der lateinischen Kirche sollte man also lernen, wie man seinen
Standpunkt bewahrt in der Begegnung mit der zeitgenössischen Welt.“
Aber
auch die orientalischen Kirchen können ihrerseits einen wichtigen Beitrag leisten,
meint P. Rupnik:
„Der Orient hat eine enge Beziehung zum Leben der Gnade
bewahrt. Ich denke, dass das Wiederentdecken dieser Traditionen einen wichtigen Beitrag
zur Neuevangelisierung leisten kann, denn es geht nicht um irgendwelche Ideen, sondern
um das Offenbarwerden des neuen Lebens.“
Das Treffen der orientalisch-katholischen
Bischöfe findet regelmäßig unter der Leitung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen
(CCEE) statt. Präsident des CCEE ist derzeit der Erzbischof von Budapest, Kardinal
Peter Erdö.