2011-11-06 14:11:02

EKD: Enttäuschung über Papstpredigt darf nicht Bild bestimmen


Eine zwiespältige Bilanz des Papstbesuchs hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gezogen. Während die nichtöffentliche Begegnung im Augustinerkloster in Erfurt von einem „geschwisterlichen Geist“ geprägt gewesen sei, sei die anschließende Predigt Benedikt XVI. im Gottesdienst „für viele ökumenisch engagierte Menschen enttäuschend“ gewesen, sagte Schneider am Sonntag in Magdeburg in seinem Ratsbericht vor der Synode der EKD. Brennende Fragen des ökumenischen Dialogs habe der Papst gar nicht oder nur missverstehend und missverständlich angesprochen.
„Vor allem der Begriff 'Gastgeschenk' führte auf beiden Seiten der Ökumene zu Irritationen“, erklärte Schneider. Gastgeschenke habe niemand erwartet, wohl aber inhaltliche Impulse. „Und dass der Papst in seiner Predigt ein Verständnis der ökumenisch-theologischen Gespräche unterstellte, das sich an Verhandlungen zwischen politischen Vertragsparteien orientiere, geht an der Haltung der reformatorischen Kirchen völlig vorbei“, betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Er fügte hinzu, diese Predigt könne und solle aber nicht das Bild der ökumenischen Begegnung in Erfurt bestimmen. „Positiv bleibt doch festzuhalten: Der Besuch Papst Benedikts XVI. hatte eine theologische Grundtonart, der wir evangelische Christenmenschen gerne zustimmen: Vergesst Gott nicht!“ Die evangelische Kirche werde keine bereits geöffneten Fenster wieder schließen. «Wir lassen uns nicht beirren, wir werden die in den letzten Jahren gewachsenen vertrauensvollen ökumenischen Beziehungen weiter pflegen und beharrlich bei unserer ökumenischen Ausrichtung bleiben“, unterstrich Schneider unter dem Beifall der Synode.
Im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 sagte er, die Aufarbeitung der Reformationsgeschichte als „Heilung der Erinnerungen“ werde eine neue Aufgabe sein, die „mit unserer römisch-katholischen Schwesterkirche“ anzugehen sei. Die über Jahrhunderte durch Schlechtreden, Polemik und Gewalt gekennzeichneten geschichtlichen Prägungen dürften nicht unterschätzt werden. „Ich plädiere dafür, die 'Ökumene der Profile' zu einer 'Ökumene der Gaben' fortzuentwickeln, so dass unsere jeweiligen Profile als Ergänzungen und Bereicherungen verstanden werden - und nicht als Abgrenzungen oder Identitätsstärkungen zu Lasten des anderen“, so der Ratsvorsitzende.

(kna 06.11.2011 mc)








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