EKD: Enttäuschung über Papstpredigt darf nicht Bild bestimmen
Eine zwiespältige Bilanz des Papstbesuchs hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gezogen. Während die nichtöffentliche
Begegnung im Augustinerkloster in Erfurt von einem „geschwisterlichen Geist“ geprägt
gewesen sei, sei die anschließende Predigt Benedikt XVI. im Gottesdienst „für viele
ökumenisch engagierte Menschen enttäuschend“ gewesen, sagte Schneider am Sonntag in
Magdeburg in seinem Ratsbericht vor der Synode der EKD. Brennende Fragen des ökumenischen
Dialogs habe der Papst gar nicht oder nur missverstehend und missverständlich angesprochen.
„Vor allem der Begriff 'Gastgeschenk' führte auf beiden Seiten der Ökumene zu
Irritationen“, erklärte Schneider. Gastgeschenke habe niemand erwartet, wohl aber
inhaltliche Impulse. „Und dass der Papst in seiner Predigt ein Verständnis der ökumenisch-theologischen
Gespräche unterstellte, das sich an Verhandlungen zwischen politischen Vertragsparteien
orientiere, geht an der Haltung der reformatorischen Kirchen völlig vorbei“, betonte
der EKD-Ratsvorsitzende. Er fügte hinzu, diese Predigt könne und solle aber nicht
das Bild der ökumenischen Begegnung in Erfurt bestimmen. „Positiv bleibt doch festzuhalten:
Der Besuch Papst Benedikts XVI. hatte eine theologische Grundtonart, der wir evangelische
Christenmenschen gerne zustimmen: Vergesst Gott nicht!“ Die evangelische Kirche werde
keine bereits geöffneten Fenster wieder schließen. «Wir lassen uns nicht beirren,
wir werden die in den letzten Jahren gewachsenen vertrauensvollen ökumenischen Beziehungen
weiter pflegen und beharrlich bei unserer ökumenischen Ausrichtung bleiben“, unterstrich
Schneider unter dem Beifall der Synode. Im Blick auf das Reformationsjubiläum
2017 sagte er, die Aufarbeitung der Reformationsgeschichte als „Heilung der Erinnerungen“
werde eine neue Aufgabe sein, die „mit unserer römisch-katholischen Schwesterkirche“
anzugehen sei. Die über Jahrhunderte durch Schlechtreden, Polemik und Gewalt gekennzeichneten
geschichtlichen Prägungen dürften nicht unterschätzt werden. „Ich plädiere dafür,
die 'Ökumene der Profile' zu einer 'Ökumene der Gaben' fortzuentwickeln, so dass unsere
jeweiligen Profile als Ergänzungen und Bereicherungen verstanden werden - und nicht
als Abgrenzungen oder Identitätsstärkungen zu Lasten des anderen“, so der Ratsvorsitzende.