Unser Buchtipp: Als die Religion noch nicht langweilig war
Hans Conrad Zander:
Als die Religion noch nicht langweilig war. Die Geschichte der Wüstenväter. Eine Besprechung
von Pater Bernd Hagenkord
Langeweile – Das ist die Krankheit unserer Zeit.
Überflutet von Zeichen und Bildern, von Information und Kommunikation schalten wir
ab. Keine Beziehung mehr zu den Dingen. Langeweile – Die findet sich eben nicht,
wenn man alleine ist, sondern mindestens ebenso häufig, wenn man sich in Gesellschaft
befindet. Langeweile – Die gibt es auch in der Religion, wenn alles irgendwie normal
und bürgerlich ist. Langeweile – das ist das Gegenteil dessen, wie die Wüstenväter
ihr Leben gelebt haben. Sie waren alleine, in Einsamkeit, in Armut, ohne Bücher, ohne
Begegnungen, ohne etwas zu tun. Trotzdem war ihr Leben nicht langweilig. So erzählt
Hans Conrad Zander, Kenner der geistlichen Geschichte des Christentums, die Geschichte
der Wüstenväter. Antonius in der Wüste, die Säulenheiligen, die Entstehung der
ersten Klöster, erzählt nicht in „esoterischer Anstaunung“, wie Zander es nennt, sondern
auch mit gesundem aufgeklärtem Abstand. Das Beste an den Wüstenvätern sei, dass sie
weit von uns entfernt seien. Eine einfache Kopie in unsere Zeit sei nicht möglich.
Der Leser ist also völlig frei, seine moderne Lebensphantasie spielen zu lassen. Und
die lebhafte, sympathisierende aber nie anbiedernde oder kitschige Sprache des Buches
ist die beste Führung durch dieses uns fremd gewordene Leben, die man sich wünschen
kann. Immer mit Humor, manchmal mit bösem Witz, aber so stellt der Autor sicher, dass
er sich nicht vom allzu Frommen ins Boxhorn jagen lässt. Vor allem zeigt Zander
die Wurzeln auf, die diese Wüstenväter für die europäische religiöse Kultur gezüchtet
haben, durch ihre Askese genauso wie durch ihr Scheitern. Denn Fortschritt – so Zander
– kommt auch durch gescheiterte Experimente zu Stande. Ein Empfehlenswertes Buch vielleicht
besonders für alle, für die Gott und Lachen zusammengehören. Wie – so staunt der Leser
– auch für die Wüstenväter.
Das Buch ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen.