Nicht nur der G20-Gipfel
tagt derzeit in Frankreich, auch die Bischöfe des Landes starten an diesem Freitag
ihre Herbstvollversammlung. Nicht in Cannes, sondern – wie immer – in Lourdes. Die
Themen, mit denen sich die Bischöfe beschäftigen, sind allerdings zumindest teilweise
deckungsgleich mit der Agenda von Cannes: Es geht hier wie dort um die Krise. Bernard
Podvin ist der Sprecher der französischen Bischofskonferenz. Er sagte uns:
„Wir
hatten in den letzten Wochen vor dem G20 eine sehr starke Stellungnahme des Vatikans
für eine globale Kontrollbehörde für die Finanzmärkte. Wir haben mehrere katholische
Bewegungen in Frankreich, die gegen Steueroasen kämpfen. Die Bischöfe sind sehr interessiert
am Thema Finanzkrise; sie werden daran erinnern, dass wir diese Krise nicht lösen
können ohne sowas wie einen Aufstand der Gesellschaft, ohne einen radikalen Wechsel
im Lebensstil. Wir erinnern auch daran, dass Europa selbst in einem Moment seiner
Krise jetzt nicht drastisch die Hilfe für die ärmeren Weltgegenden reduzieren darf.
Natürlich sind die Bischöfe sehr besorgt, dass immer mehr kollektive Angst um sich
greift, je stärker die Krise zuschlägt.“
Von den Sitzungen in Lourdes,
die bis Mitte nächster Woche andauern, soll vor allem eine Botschaft der Ermutigung
ausgehen, so Monsignore Podvin.
„Unsere Gesellschaft wird im Moment durch
viele Änderungen aufgewühlt; die Welt ist zerbrechlich geworden. Da wollen die Bischöfe
zur Gesellschaft sagen: Habt Vertrauen! Habt Vertrauen, aber nehmt auch eure Verantwortung
wahr. Denn zu den vielen internationalen Verwicklungen, die Frankreich betreffen,
kommen für das Land ja auch die Präsidentschaftswahlen hinzu. Die Bischöfe wollen
der Gesellschaft zeigen, dass auch sie selbst Vertrauen zu ihr haben, dass sie präsent
sein und ihr helfen wollen bei ihrer Wahl - im Respekt der Werte und im Respekt vor
dem, was wir glauben.“
Dass die Bischöfe die Präsenz der Kirche in der
französischen Öffentlichkeit unterstreichen, hat auch mit ihrem Einsatz gegen übertriebenen
Laizismus zu tun. In seiner Eröffnungsansprache in Lourdes warnt der Pariser Kardinal
André Vingt-Trois, der die Bischofskonferenz leitet, zum x-ten Mal vor einem Abdrängen
der Religionen aus dem öffentlichen Raum. Wer etwas gegen Fanatismus habe, dem müsse
vielmehr ein besseres Wissen über die Religionen und ihr Zusammenleben angelegen sein.
Ein neues Bischofswort zu den Präsidentschaftswahlen vom nächsten Jahr wird es in
Lourdes nicht geben.
„Wir haben ja schon seit dem 3. Oktober unseren Text
zur Präsidentenwahl – ich sehe, dass der sehr die Runde in den Pfarreien und Gemeinschaften
macht und viel diskutiert wird. Die Bischöfe werden jetzt bei ihrer Vollversammlung
noch nachlegen mit einer Botschaft über die Wichtigkeit des Sonntags, und um was es
mit dem Sonntag auch für unsere Gesellschaft geht.“