2011-11-04 14:09:25

D: Luther aus katholischer Sicht


RealAudioMP3 Das Grundanliegen des Reformators Martin Luther, dass Gottes Gnade für Menschen unverfügbar ist, wurde von der katholischen Kirche geteilt. Die eigentliche Ursache für die Reformation war nicht die Gnadenfrage, sondern der Ablasshandel. Das ist die These der (katholischen) Theologin Rebecca Fuchs im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio. Mit dem Angriff des Ablasshandels habe Luther eine Finanzierungsmethode in Frage gestellt, „die der Kirche viel Geld eingebracht hat“. Dadurch hatte er „automatisch seine Feinde“, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am katholischen Lehrstuhl für Dogmatik und Ökumene der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Zudem sei man mit Luther exemplarisch gegen die vielen ähnlichen reformatorischen Stimmen aus dem katholischen Lager vorgegangen, die es neben dem Augustinermönch auch gab. Außerdem seien die Fragen der Gnadenlehre im 16. Jahrhundert nicht eindeutig geklärt gewesen. „Aus heutiger Sicht würden wir sagen: Luther hat auch auf eine gewisse Fehlentwicklung aufmerksam gemacht“, so Fuchs, die auch Mitglied des „Zentrums für ökumenische Forschung“ an der LMU ist. Deshalb habe die Kirche zunächst auch den Dialog mit Luther gesucht. So wurde Kardinal Thomas Cajetan vom Papst beauftragt, mit Luther ein Verhör über dessen Thesen zu führen. Die Rolle des Kardinals in der theologischen Auseinandersetzung mit dem Reformator werde gerade von der katholischen Forschung neu entdeckt. Das Ganze habe auf beiden Seiten schließlich eine Eigendynamik entfacht, „die auch daran liegt, dass die Themen, die von Luther angeschnitten wurden, einfach in der Luft lagen“, so Fuchs weiter.

Die evangelische Kirche begeht am 31. Oktober traditionell den Reformationstag, an dem an den Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche am Tag vor Allerheiligen im Jahr 1517 erinnert wird. Das Datum gilt im Protestantismus als Geburtstag der reformatorischen Kirchen.

(muenchner kirchenradio 04.11.2011 mg)







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