Israel/Belgien: Ordensfrau als Gerechte unter den Völkern
Eine belgische Ordensfrau
wird an diesem Donnerstag in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.
Schwester Marie-Véronique, mit bürgerlichem Namen Philomène Smeers, versteckte während
des Krieges jüdische Mädchen und rettete sie so vor der Deportation. Als Superiorin
der Schwestern des Heiligen Herzens Mariens in La Hulpe öffnete sie den verfolgten
Kindern das Haus, erklärt Schwester Noémie Haussmann, die der Kongregation angehört.
„Während des Kriegs seit 1942 hat Schwester Marie-Véronique in unserem
Pensionat, wo hundert Mädchen lebten, jüdische Kinder aufgenommen. Sie waren zwischen
sieben und 18 Jahre alt, es waren ziemlich viele, auch wenn es darüber keine Aufzeichnungen
gibt, das wäre gefährlich gewesen. Sie versteckte diese Kinder, gab ihnen einen neuen
Namen und bat sie, niemandem etwas zu sagen, so dass auch die anderen Mädchen nicht
wussten, dass sie alle in derselben Lage waren. Das verlangte Mut. Nicht nur sie selbst
war in Gefahr, sondern auch Mitschwestern, die sie eingeweiht hatte, und natürlich
die Mädchen selbst. Aber sie war Christin. Und sie fand, dass sie das wenige, das
sie tun konnte, tun musste.“
Der Name Schwester Marie-Véroniques steht
nun in der Gedenkstätte Yad Vashem in einer Reihe mit den anderen „Gerechten unter
den Völkern“ eingemeißelt. Ein organischer Abschluss, findet Schwester Noémie Haussmann.
„Seit einigen Jahren kommen immer mehr dieser damals versteckten jüdischen
Mädchen, heute sind es Frauen von 75 oder 80 Jahren, teils von weit weg zu uns; sie
suchen die Orte wieder auf, wo sie versteckt waren, suchen ihre Erinnerungen. Ich
bin glücklich, dass heute eine in der Öffentlichkeit ganz unbekannte Person mit ihren
Taten ins Licht tritt, das haben mir viele dieser Jüdinnen mit großer Emotion gesagt.
Yad Vashem ehrt die Erinnerung an diese Frau, die sich selbst in Lebensgefahr brachte,
um jüdische Kinder zu retten. Israel nimmt sie in sein ewiges Gedächtnis auf, das
ist die Idee von Yad Vashem.“
Die von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte
vergebene Ehrung als „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung des
Landes für Nicht-Juden.