Protestantische Christen in ganz Deutschland haben am Montag den Reformationstag gefeiert:
Erinnerung an den Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche
im Jahr 1517. In zahlreichen Städten fanden Gottesdienste statt. Der Berliner Erzbischof
Rainer Maria Woelki brachte Berlin als Austragungsort für einen dritten Ökumenischen
Kirchentag ins Spiel. In einem Brief an lutherische Christen zum Reformationstag schreibt
er, „dass für Katholiken der Reformationstag kein Tag unbeschwerter Freude ist“, denn
er sei „verbunden mit der Erinnerung an das Zerbrechen der kirchlichen Einheit im
Abendland“. Woelki wörtlich: „Das Zerbrechen der Einheit und die darauf folgende Konflikt-
und Entfremdungsgeschichte innerhalb des Christentums können für uns kein Grund zum
Feiern sein.“ Gleichzeitig sei der Reformationstag aber seit 1999 „auch ein Tag der
Überwindung gegenseitiger Lehrverurteilungen“, und dafür könne man dankbar sein. Der
Berliner Erzbischof bedauert, dass „unsere Kirchen- und Amtsverständnisse zur Zeit
nicht miteinander vereinbar sind“ und dass sie „zuweilen auf beiden Seiten gegeneinander
profiliert werden“. Auch „unsere Verständnisse vom Ziel der Ökumene und vom Weg der
Ökumene“ seien verschieden. Woelki wörtlich: „Zu hoffen, dass die jeweils anderen
unsere Weise zu denken und unsere Weise zu glauben irgendwann schließlich doch übernehmen,
das führt uns alle und die Ökumene in eine Sackgasse, entweder in Selbstgenügsamkeit
oder Ratlosigkeit.“ Ein neuer „Tiefgang im Glauben“, wie ihn der Papst in Erfurt gefordert
hatte, „könnte manche Blockade in gegenseitiges Vertrauen wandeln“. Und er setzt hinzu:
„Vielleicht könnte dies auch ein wichtiges Element eines dritten Ökumenischen Kirchentages
sein. Berlin hat sich bereits einmal als gutes Pflaster dafür bewährt.“ (rv 01.11.2011
sk)