2011-10-30 13:29:18

Assisi-Nachbetrachtungen: „So vieles gemeinsam”


RealAudioMP3 Beim Weltfriedenstreffen in Assisi vergangenen Donnerstag haben die Religionsvertreter begriffen, dass der Frieden ein Imperativ ist, etwas, das gemeinsam erstritten und erarbeitet werden muss. Das sagte uns Kardinal Jean Louis Tauran, der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, in seinem Resumee von „Assisi 2011“.

„Es war auch sehr berührend, im Gespräch miteinander zu entdecken, dass wir im Grund gemeinsame fundamentale Werte haben. Beispielsweise den Respekt für Gott und das Göttliche, die Sehnsucht nach ihm, den Respekt für das Leben, das Bewusstsein für die Würde der Familie und auch diese immense Sehnsucht nach Frieden, besonders unter den Jugendlichen: Frieden mit Gott, oder mit dem Absoluten, und Frieden zwischen den Menschen.“

Tauran spürte in Assisi nach eigenen Worten auch einen „fast einhelligen Wunsch“, sich gemeinsam zu mühen für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

„Die Gläubigen teilen also auf gewisse Weise eine Strategie: Sie wollen eine bestimmte Bildung fördern, eine Pädagogik der Begegnung, die klarerweise die religiösen Besonderheit eines jeden respektiert. Und sie haben ein gemeinsames Instrument, nämlich das Gebet, um den Frieden zu erflehen.“

Die Besonderheit von „Assisi 2011“ war die erstmalige Anwesenheit von bekennenden Agnostikern, die Papst Benedikt ausdrücklich eingeladen hatte. Kardinal Tauran kam in seinen Überlegungen zu dieser Präsenz auf die Worte des Papstes selbst zurück

„Die Anwesenheit der Nichtglaubenden ist eine Einladung an die Gläubigen, ihren Glauben zu reinigen und ein kohärentes Leben zu führen, damit jene, die Gott suchen, Sein Gesicht finden können durch das Beispiel und das Leben der Gläubigen.“

„Die Atmosphäre von Assisi war einfach sehr freudig“, sagte uns der anglikanische Primas Rowan Williams, der unter den zehn Rednern des Friedenstreffens war. „Der Geist von Assisi hat, so scheint es mir, die Seelen erhoben. Mir kam das wie ein Licht vor oder wie eine Berührung des Geistes der Freiheit, der über diesem Tag lag.“ Inhaltlich hat der Papst nach Ansicht des Erzbischofs von Canterbury mit seiner Rede die Zustimmung sehr vieler Delegierter gefunden.

„Mit dem ihm eigenen Stil hat der Papst eine tiefgründige Analyse der verschiedenen Formen von Gottesleugnung und von Gewalt vorgelegt. Was er sagte, das habe ich von vielen Menschen bestätigt gehört, mit denen ich in Assisi sprach: dass die Zurückweisung Gottes letztlich die Zurückweisung der Menschlichkeit bedeutet. Und dass ein wahrer Humanismus Gott an seiner Spitze haben muss. Ohne Gott haben wir die leere humanistische Religion des Terrorismus und den leeren religiösen Humanismus des Säkularismus. Und keines dieser beiden Dinge ist gut für unsere Welt.“

(rv 30.10.2011 gs)








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