Beim Weltfriedenstreffen
in Assisi vergangenen Donnerstag haben die Religionsvertreter begriffen, dass der
Frieden ein Imperativ ist, etwas, das gemeinsam erstritten und erarbeitet werden muss.
Das sagte uns Kardinal Jean Louis Tauran, der Präsident des Päpstlichen Rates für
den Interreligiösen Dialog, in seinem Resumee von „Assisi 2011“.
„Es war
auch sehr berührend, im Gespräch miteinander zu entdecken, dass wir im Grund gemeinsame
fundamentale Werte haben. Beispielsweise den Respekt für Gott und das Göttliche, die
Sehnsucht nach ihm, den Respekt für das Leben, das Bewusstsein für die Würde der Familie
und auch diese immense Sehnsucht nach Frieden, besonders unter den Jugendlichen: Frieden
mit Gott, oder mit dem Absoluten, und Frieden zwischen den Menschen.“
Tauran
spürte in Assisi nach eigenen Worten auch einen „fast einhelligen Wunsch“, sich gemeinsam
zu mühen für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
„Die
Gläubigen teilen also auf gewisse Weise eine Strategie: Sie wollen eine bestimmte
Bildung fördern, eine Pädagogik der Begegnung, die klarerweise die religiösen Besonderheit
eines jeden respektiert. Und sie haben ein gemeinsames Instrument, nämlich das Gebet,
um den Frieden zu erflehen.“
Die Besonderheit von „Assisi 2011“ war die
erstmalige Anwesenheit von bekennenden Agnostikern, die Papst Benedikt ausdrücklich
eingeladen hatte. Kardinal Tauran kam in seinen Überlegungen zu dieser Präsenz auf
die Worte des Papstes selbst zurück
„Die Anwesenheit der Nichtglaubenden
ist eine Einladung an die Gläubigen, ihren Glauben zu reinigen und ein kohärentes
Leben zu führen, damit jene, die Gott suchen, Sein Gesicht finden können durch das
Beispiel und das Leben der Gläubigen.“
„Die Atmosphäre von Assisi war einfach
sehr freudig“, sagte uns der anglikanische Primas Rowan Williams, der unter den zehn
Rednern des Friedenstreffens war. „Der Geist von Assisi hat, so scheint es mir, die
Seelen erhoben. Mir kam das wie ein Licht vor oder wie eine Berührung des Geistes
der Freiheit, der über diesem Tag lag.“ Inhaltlich hat der Papst nach Ansicht des
Erzbischofs von Canterbury mit seiner Rede die Zustimmung sehr vieler Delegierter
gefunden.
„Mit dem ihm eigenen Stil hat der Papst eine tiefgründige Analyse
der verschiedenen Formen von Gottesleugnung und von Gewalt vorgelegt. Was er sagte,
das habe ich von vielen Menschen bestätigt gehört, mit denen ich in Assisi sprach:
dass die Zurückweisung Gottes letztlich die Zurückweisung der Menschlichkeit bedeutet.
Und dass ein wahrer Humanismus Gott an seiner Spitze haben muss. Ohne Gott haben wir
die leere humanistische Religion des Terrorismus und den leeren religiösen Humanismus
des Säkularismus. Und keines dieser beiden Dinge ist gut für unsere Welt.“