Sozialethiker würdigt Vatikan-Dokument zu Finanzsystem
Das Dokument des päpstlichen
Rates für Gerechtigkeit und Frieden für eine Reform des internationalen Finanzsystems
ist „großartig hinsichtlich Analyse und praktischer Vorschläge“. Dies sagte der Sozialethiker
und Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach dem Münchner Kirchenradio. Besonders hervorzuheben
sei der Vorschlag, den Internationalen Währungsfond zum Kreditgeber der letzten Instanz
zu machen. Somit komme ihm die Aufgabe zu, das Weltfinanzsystem zu stabilisieren.
Diese Stabilisierung sei ein öffentliches Gut und könne nicht einfach privatem Gewinnstreben
unterworfen werden.
Finanztransaktionssteuer Auch die Einführung
einer Finanztransaktionssteuer sowie die Unterscheidung zwischen Kredit- und Investmentbanken
schlage das Papier vor. Punkte, die in der internationalen Diskussion eine Rolle spielten,
so Hengsbach. Dass die derzeitige Diskussion um die Schuldenkrise primär die Situation
von Griechenland in den Blick nimmt, findet Hengsbach zu kurz gegriffen. Es werde
nur über die Staatsverschuldung europäischer Staaten geredet, kritisierte der Jesuitenpater.
Mit Griechenland habe man lediglich einen Sündenbock gesucht.
Hintergrund Das
Dokument mit dem Titel „Für eine Reform des internationalen Finanzsystems aus der
Sicht einer öffentlichen Autorität mit universaler Kompetenz“ war am Montag erschienen.
Vatikansprecher Federico Lombardi wies darauf hin, dass es sich hierbei um kein Dokument
des Papstes handele, sondern um einen Debattenbeitrag des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit
und Frieden.