Vertreter der Nichtglaubenden: Religion, eine Männerdomäne?
Das eigentlich Neue
des Weltfriedenstreffens in Assisi 2011 war, dass erstmals auch so genannte „Nichtglaubende“
als Gäste zu einem solchen Friedensgipfel hinzugebeten wurden. Benedikt XVI. versucht,
noch stärker als seine Vorgänger mit Nichtglaubenden ins Gespräch zu kommen, etwa
über die neue Vatikan-Initiative „Vorhof der Völker“. Für alle Glaubenden sind Nichtglaubende,
wie der Papst am Donnerstagmorgen in seiner Rede in Assisi betonte, eine bisher wohl
unterschätzte Gabe: „Sie rufen die Menschen in den Religionen an, Gott nicht als ihr
Besitztum anzusehen, das ihnen gehört, so dass sie sich damit zur Gewalt über andere
legitimiert fühlen. Sie suchen nach der Wahrheit, nach dem wirklichen Gott, dessen
Bild in den Religionen, wie sie nicht selten gelebt werden, vielfach überdeckt ist.
Dass sie Gott nicht finden können, liegt auch an den Gläubigen mit ihrem verkleinerten
oder auch verfälschten Gottesbild“, sagte der Papst in Assisi.
Zu den nichtglaubenden
Gästen, die der Papst nach Assisi eingeladen hatte, gehörte der österreichische Publizist
Walter Baier. Der frühere Vorsitzende der Kommunistischen Partei Österreichs sagte
am Abend nach dem Friedenstreffen gegenüber Radio Vatikan in Assisi:
„Ich
glaube, dass das ein wichtiger Moment war und dass die Initiative des Papstes, den
Dialog über den Frieden in Richtung der Nichtglaubenden zu öffnen, auch wichtig ist
und widerspiegelt, dass wir uns an einem historischen Augenblick in einer existenziellen
Krise befinden, wo Millionen Menschen auch in Europa um ihre Existenz bangen müssen,
wo die Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit der Erde erreicht sind und wo Krieg
zur Realität geworden ist. In diesem Sinne muss es, glaube ich, zu einem Dialog der
Menschen guten Willens kommen. Darum schätze ich diese Initiative sehr.“
Wie
ging es Baier denn unter so vielen Religionsführern?
„Nicht schlecht...
obwohl ich schon sagen muss, dass mich der Umstand, dass die Religionsführer fast
ausschließlich männlichen Geschlechts sind, also dass Religion offensichtlich ,men`s
world‘ ist, beunruhigt. Ich glaube, es war ein gutes Signal von Julia Kristeva, die
namens der Nichtglaubenden gesprochen hat, darauf hinzuweisen, dass Humanismus der
Tat ein Feminismus sein muss. Ich denke, dass wir in dieser Hinsicht voneinander lernen
können und müssen.“