Seit 25 Jahren: „Assisi-Treffen im Geiste von Nostra Aetate“
Es war grau und nass
in Assisi, damals vor 25 Jahren, als Papst Johannes Paul das erste Mal zu einem Friedenstreffen
nach Assisi lud. Ein historisches Treffen, das viel Aufsehen erregte, das in die Zeit
des Kalten Krieges fiel. Es war das erste seiner Art. Johannes Paul II. glaubte zutiefst
an den gemeinsamen Einsatz der Menschen des Glaubens für einen echten Frieden, der
der Unterdrückung durch Mächte oder durch Konsum widerstehen könnte. Der Papst wollte
eine Ära des Friedens aufbauen, errichtet auf – wie er es sagte – den Säulen der Wahrheit,
der Gerechtigkeit, der Liebe und der Freiheit. Er schöpfte dabei aus den Gedanken
des Zweiten Vatikanischen Konzils. Johannes Paul II. und jetzt Benedikt XVI. führen
eine Gedankenlinie fort, die mit der Konzilserklärung „Nostra Aetate“ ihren Anfang
nahm. Grundlage dieser Gedankenlinie ist die gottgefügte Schicksalsgemeinschaft
aller Menschen. Die Kirche „lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen
wahr und heilig ist“, heißt es in der Konzilserklärung. Alle Christen sollen die sittlichen
und geistlichen Güter der anderen Religionen anerkennen und fördern, aber auch die
sozial-kulturellen Werte. Gleichzeitig formuliert die Kirche aber auch ihren Sendungsauftrag,
ohne diesen Auftrag ist die Kirche nicht die Kirche. Achtung der anderen Religionen
und die Achtung der eigenen Religion, die ohne Verkündigung nicht zu denken ist, gehören
zusammen. Das Stichwort ist „Gespräch und Zusammenarbeit“. Das ist das Mittel,
das das Konzil angewendet wissen will. Die dahinter liegende Haltung ist die der Achtung
und der Brüderlichkeit, auch diese liegt in der christlichen Religion: „Wir können
aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja
nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern“, so
heißt es zu Beginn des Schlussabsatzes. Seit 1986 wird diese Gedankenlinie weiter
gezogen, Assisi geht einen Schritt weiter. Johannes Paul II. entwickelt den Gedanken
des Gemeinsamen, er wollte Gespräch und Zusammenarbeit, aber er wollte auch die Symbolik,
die in unserer Welt ihre eigene Plausibilität und Stärke hat. Das Nebeneinanderstehen
der vielen Religionsvertreter ist nicht nur ein Arbeitstreffen für eine besserer Welt,
es ist sichtbares Zeichen dafür, dass die Religionen etwas gemeinsam haben. Dieses
Gemeinsame mag nicht in der Lehre und im Gottesverständnis liegen, dazu sind wir doch
zu verschieden. Aber alle sind „Menschen des Glaubens“. Auch der Tag heute ist
grau, nass und kalt, an dem Benedikt XVI. an die Treffen von Assisi anknüpft. Sein
besonderer Beitrag ist die Einladung an die Nichtglaubenden, die „ehrlich Suchenden“,
sich an den Anstrengungen für den Frieden der Glaubenden zu beteiligen – aus der Suche
und dem Streben nach Wahrheit und Gerechtigkeit heraus, die für die Menschen des Glaubens
nicht weit von Gott entfernt sind.
Das Treffen von Assisi 2011 ist nicht nur
ein Gedenken dessen, was Johannes Paul II. vor genau 25 Jahren geschaffen hat. Es
ist ein eigener und neuer Beitrag für die Suche nach dem Frieden, den die Welt nötig
hat – damals wie heute.