2011-10-22 10:42:28

Tagung zur Militärseelsorge: Was dient der Menschenwürde?


Die Frage nach den Menschenrechten angesichts der sich ändernden Rolle des Militärs: Zu diesem Thema fand im Vatikan eine Tagung der Militärseelsorger statt. Im Zentrum der Tagung stand die Frage nach den Menschenrechten vor allem in den neuen Kriegen, den Kriegen nicht gegen Staaten sondern gegen Terror, gegen Warlords, gegen terroristische Gruppen, aber auch mit Hilfe von privaten Sicherheitsfirmen. Sowohl für die Soldaten-Seelsorge als auch für die ethische Beurteilung sind das völlig neue Umstände. Das sagt im Interview mit uns einer der Teilnehmer an der Tagung, der deutsche Militärbischof Franz-Josef Overbeck:

„Die friedensethischen Perspektiven einer solchen Ausübung von Gewalt müssen ganz neu auf den Prüfstand um zu fragen: ‚Dient das der Menschenwürde und auf Dauer der Gerechtigkeit?’ Sind die Folgen, die eine solche Anwendung von Gewalt nach sich ziehen, so abgewogen, dass sie auf Dauer abgewogen scheinen? Das ist ein ganz neues Feld. Das bedeutet auch noch einmal, neu zum Anwalt der Menschen zu werden, weil hier die Gefahr der Verrohung aber auch der Willkür von Gewalt größer ist als anderswo.“

Auch der Feind hat Menschenwürde – So lautet der Titel eines der Vorträge bei der Tagung. Das ist gerade in den letzten Tagen noch einmal aktuell geworden durch den Tod des Libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Auch hier stellt sich nicht zuletzt durch das Zeigen der Bilder des Toten die Frage nach der Menschenwürde. Wäre eine Verurteilung etwa in Den Haag nicht vorzuziehen gewesen?

„Es ist immer besser, auf Gewalt gegenüber Menschen zu verzichten, deswegen wäre das aus rechtsethischen Gründen heraus das Klügere und Bessere gewesen. Jeder Mensch hat eine Würde, die ein anderer nicht nehmen darf. Das habe ich auch schon deutlich beim Tod von Osama bin-Laden gesagt. Hinzu kommt, dass die Frage der Gewaltanwendung unter solchen terroristischen Bedingungen natürlich hochgradig ethisch erzogene und denkende Männer und Frauen braucht, die Gewalt anwenden bzw. wissen, wo sie die Grenzen setzen müssen. Das scheint in solchen Konflikten leider Gottes wenig möglich zu sein.“

Das ganze Interview mit Bischof Overbeck ist in der Sendung "Unsere Woche" am Samstagabend zu hören.

(rv 22.10.2011 ord)







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