Das letzte Friedenstreffen von Assisi 2002 wurde mit einer gemeinsamen Erklärung
beendet, deren Wortlaut auf beim diesjährigen Treffen wieder verwendet werden wird.
Wir dokumentieren den Text:
Versammelt hier in Assisi, haben wir gemeinsam
über den Frieden nachgedacht, der Geschenk Gottes und Gut der gesamten Menschheit
ist. Auch wenn wir unterschiedlichen religiösen Traditionen angehören, bekräftigen
wir, dass es zum Aufbau des Friedens nötig ist, den Nächsten zu lieben und die Goldene
Regel zu beachten: "Tu dem anderen das, was Du willst, das dir getan wird."
In
dieser Überzeugung werden wir nicht müde, an der großen Baustelle des Friedens zu
arbeiten und dazu (halten wir fest):
1. Wir verpflichten uns, unsere feste
Überzeugung zu proklamieren, dass Gewalt und Terrorismus im Kontrast zu einem echten
religiösen Geist stehen. Wir verurteilen jeden Rückgriff auf Gewalt und Krieg im Namen
Gottes oder der Religion und verpflichten uns, alles Mögliche zu tun, um die Ursachen
des Terrorismus auszumerzen.
2. Wir verpflichten uns, die Menschen zu gegenseitigem
Respekt und gegenseitiger Hochachtung zu erziehen, damit sich ein friedliches und
solidarisches Zusammenleben zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Ethnien, Kulturen
und Religionen realisieren lässt.
3. Wir verpflichten uns, die Kultur des Dialogs
zu fördern, damit gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zwischen den Einzelnen und
Völkern wachsen, die Voraussetzung für einen echten Frieden sind.
4. Wir verpflichten
uns, das Recht jeder menschlichen Person auf ein würdiges Leben gemäß seiner eigenen
kulturellen Identität zu verteidigen - und auf die freie Gründung einer eigenen Familie.
5.
Wir verpflichten uns zum aufrichtigen und geduldigen Dialog, nicht um nachzuspüren,
wie sehr uns unüberwindbare Mauern trennen, sondern um im Gegenteil zu erkennen, dass
die Begegnung mit einer anderen Realität zu besserem gegenseitigen Verständnis beitragen
kann.
6. Wir verpflichten uns, uns gegenseitig die Irrtümer und Vorurteile
in Vergangenheit und Gegenwart zu verzeihen. Wir müssen uns im gemeinsamen Bemühen
unterstützen, Egoismus und Missbrauch, Hass und Gewalt zu besiegen, und aus der Vergangenheit
zu lernen, dass Friede ohne Gerechtigkeit kein echter Friede ist.
7. Wir verpflichten
uns, an der Seite der Leidenden und Verlassenen uns stehen und uns zur Stimme derer
zu machen, die selber keine Stimme haben. Wir müssen konkret an der Überwindung solcher
Situationen mitwirken, in der Überzeugung, dass niemand allein glücklich sein kann.
8.
Wir verpflichten uns, uns den Schrei derer zueigen zu machen, die nicht vor Gewalt
und vor dem Bösen resignieren. Wir wollen mit all unseren Kräften dazu beitragen,
der Menschheit unserer Zeit eine echte Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden zu geben.
9.
Wir verpflichten uns, jede Initiative zu ermutigen, die Freundschaft zwischen den
Völkern fördert, in der Überzeugung, dass technischer Fortschritt ein steigendes Risiko
von Zerstörung und Tod für die Welt einschließt, wenn solidarisches Einverständnis
unter den Völkern fehlt.
10. Wir verpflichten uns, die Verantwortlichen der
Nationen aufzufordern, alle Anstrengungen zu unternehmen - auf nationaler wie internationaler
Ebene - dass eine Welt in Solidarität und Frieden auf der Grundlage von Gerechtigkeit
erbaut und gefestigt wird.
Wir, Angehörige von unterschiedlichen religiösen
Traditionen, werden nicht müde, zu verkünden, dass Frieden und Gerechtigkeit nicht
voneinander zu trennen sind, und dass Frieden in Gerechtigkeit die einzige Straße
ist, auf der die Menschheit in eine Zukunft der Hoffnung gehen kann. Wir sind überzeugt,
dass in einer Welt mit immer offeneren Grenzen und immer kürzeren Entfernungen, in
der die Beziehungen durch ein dichtes Netz von Kommunikation immer leichter werden,
Sicherheit, Freiheit und Frieden nicht durch Gewalt, sondern nur durch gegenseitiges
Vertrauen garantiert werden können.
Möge Gott unsere Vorschläge segnen und
der Welt Gerechtigkeit und Frieden schenken. (rv 19.10.2011 ord)