Päpstliches Motu Proprio: Porta Fidei - Tür des Glaubens
An diesem Montag stellt
der Vatikan das am Sonntag angekündigte apostolische Schreiben Papst Benedikt XVI.
zum Jahr des Glaubens vor, das am 12. Oktober 2012 beginnen wird. Stefan von Kempis
hat das Motu Proprio für uns gelesen. Worum geht es Papst Benedikt mit seinem „Jahr
des Glaubens“?
Er weist in seinem Motu Proprio „Porta fidei“ selbst darauf
hin, dass schon Paul VI. 1967 ein solches Jahr durchgeführt hat – und dass es damals
um die Umsetzung des kurz zuvor beendeten Konzils ging. Auch Benedikt dem XVI. geht
es bei seiner Initiative um das Zweite Vatikanische Konzil, darum startet sein Glaubensjahr
zum 50. Jahrestag der Konzilseröffnung. Er fordert die Gläubigen dazu auf, sich die
Konzilstexte anzueignen und sich vor allem mit – wie er schreibt – „einer der wichtigsten
Früchte des Konzils“ zu beschäftigen, nämlich dem Weltkatechismus. Dieser war zu Anfang
der 90er Jahre vom heutigen Papst zusammengestellt worden; Joseph Ratzinger war damals
Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Also, es geht dem Papst wesentlich
um eine Wiederaneignung von Glaubenstexten: „Nicht zufällig“, so bemerkt er, „waren
die Christen in den ersten Jahrhunderten dazu angehalten, das Credo auswendig zu lernen.“
Was
schlägt der Papst an Aktionen für das „Jahr des Glaubens“ vor?
Er äußert
sich nicht konkret dazu, ob er – wie 1967 Papst Paul VI. – im Namen der Kirche ein
feierliches Glaubensbekenntnis verfassen und vorlesen wird. Stattdessen verweist er
auf die Bischofssynode zur Neuevangelisierung, die genau zum Start des Glaubensjahres
im Vatikan stattfindet, und lädt alle Bischöfe dazu ein, das Jahr in einer, wie er
schreibt, „würdigen und fruchtbaren Weise“ zu begehen. Er schlägt den Bistümern, Pfarreien
und katholischen Gruppierungen weltweit ein „öffentliches Bekenntnis des Credo“ vor
in der Form, die sie für richtig halten, und kündigt an, dass es bald konkrete Vorschläge
aus der Glaubenskongregation zum „Jahr des Glaubens“ geben wird. Wichtig ist dem Papst
aber nicht nur das öffentliche Glaubensbekenntnis von Einzelnen und Gruppen: Die Menschen
sollen dem Glauben „ihre Herzen öffnen“ und ihn auch in der Öffentlichkeit leben.
Die
Öffentlichkeit in den westlichen Ländern wirkt aber nicht sehr offen für das Zeugnis
von Glaubenden...
Das erwähnt Benedikt XVI. in seinem Motu Proprio auch.
Es werde heute oft geleugnet, dass der Glaube „eine offensichtliche Voraussetzung
für das Zusammenleben“ sei; die „Glaubenskrise“ sei weitverbreitet. Aber er wolle
nun einmal „nicht akzeptieren, dass das Salz schal wird und das Licht unter den Scheffel
gestellt wird“: „Auch der Mensch von heute“, so der Papst wörtlich, „kann von neuem
das Bedürfnis spüren, wie die Samaritanerin zum Brunnen zu kommen, um Jesus zu hören...
Wir müssen den Geschmack wiederfinden, uns vom Wort Gottes und vom Brot des Lebens
zu nähren“.
Steckt hinter dem Glaubensjahr die Vorstellung, dass die Katholiken
einfach mal wieder öffentlich zeigen müssen, wer sie sind?
„Nicht nur –
Benedikt ruft in seinem Motu Proprio auch nach einer „Erneuerung der Kirche“. Aber
die gebe es eben vor allem – so wie er das auch bei seiner Deutschlandreise betont
hat – „durch ein erneuertes Zeugnis des Lebens bei den Gläubigen“. Darum wünscht sich
der Papst allem voran „eine authentische und erneute Umkehr zum Herrn“, einen „Glauben,
der durch Gelebtwerden stärker wird“. Und davon ausgehend dann ein neuer Elan der
Kirche, damit auch andere „wieder die Freude am Glauben entdecken“. Er zeigt übrigens
wieder mal seinen tiefen Respekt vor allen, die nicht glauben, aber auf der Suche
nach dem Sinn des Lebens sind. Diese Suche nennt er „eine echte Präambel zum Glauben“.
Übrigens betont der Papst auch, dass er im „Jahr des Glaubens“ auf eine intensivierte
Caritas hofft – das gehört für ihn nämlich zum Glauben mit dazu."
Es gab
unter Benedikt XVI. schon ein Priester- und ein Paulusjahr, jetzt also ein Jahr des
Glaubens. Was kommt danach?
„Das weiß man noch nicht. Allerdings darf man
wohl zu diesem Glaubensjahr, womöglich auch schon vorher, mit einer Enzyklika Benedikts
zum Thema Glauben rechnen. Und der Papst betont, dass es mit einem Glaubensjahr von
gut 13 Monaten – es endet ja erst Ende November 2013 – nicht getan ist: Wer die „Tür
des Glaubens“, die immer offenstehe, durchschreite, der sei „auf einem Weg, der das
ganze Leben dauert“.