Der Münchener Kardinal Reinhard Marx will einige Empfehlungen des Zukunftsforums seines
Erzbistums aufgreifen. Das kündigte er bei der Vollversammlung des Diözesanrates in
Freising am Freitag an. Marx äußerte sich erstmals im Detail zum Forum, das von 2008
bis 2010 Empfehlungen für die Pastoral erarbeitet und im Dezember an ihn übergeben
hatte. Marx will den Wunsch aus dem Zukunftsforum aufgreifen, die Arbeit der Kirche
zu professionalisieren. Auch er glaube, „dass wir in der Liturgie eine Qualifizierung
für Haupt- und Ehrenamtliche brauchen“: „Wir müssen das Niveau von Verkündigung und
von Gottesdiensten immer weiter verbessern.“
Ein Leitmotiv des Zukunftsforums
sei die Gründung einer Ehrenamtsakademie gewesen. Dabei gehe es etwa darum, Sprach-
und Sprechkompetenz weiterzuentwickeln. Ebenso signalisierte Marx sein Einverständnis
zu Empfehlungen des Zukunftsforums, die auf verbesserte Zielorientierung pastoraler
Arbeit zielen. „Die Gefahr ist das Durchwursteln. Es führt zu Frustration und Aggression.“
Es gehe um die Frage, wie man Pfarreien organisieren und die Priester entlasten können,
etwa um die Übertragung von Aufgaben an Ehrenamtliche und Hauptamtliche sowie die
Erstellung von verbindlichen Pastoralkonzepten. „Wesentliche Aufgabe wird sein, das
Miteinander in pastoralen Teams zu organisieren“, so der Kardinal. Das Verhältnis
zwischen Priestern und Laien solle kein Verhältnis der simplen Über- und Unterordnung
sein.
Marx begrüßte ausdrücklich, dass über das Zukunftsforum auch schwierige
und strittige Themen in die Diskussion eingebracht wurden, etwa das Diakonat der Frau,
der Eucharistieempfang konfessionsverschiedener Ehepaare oder der Umgang der Kirche
mit Homosexuellen und wiederverheirateten Geschiedenen. Marx stellte klar, dass er
den Diakonat der Frau nicht für richtig halte. Zudem hob er hervor, dass die Kirche
niemals die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe abschaffen werde. Allerdings müssen
daran gearbeitet werden, wie man pastoral mit der sogenannten zweiten Ehe umgehe.
Dabei verwies er auf die orthodoxen Kirchen. Auch sei die Sexualmoral der Kirche keineswegs
vorsintflutlich. Marx kritisierte aber, dass die Kirche sie zu oft mit Verbotsrhetorik
vermittle. Menschen, die nicht entsprechend dieser Sexualmoral lebten, dürften nicht
einfach abgeschrieben werden. Die Frage sei: „Wie können wir dort, wo es nicht gelingt,
barmherzig miteinander umgehen?“, so Marx.