2011-10-13 15:00:55

Österreich: „Erfolgreiche Deeskalation“


RealAudioMP3 Als „erfolgreiche Deeskalation“ beschreibt der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück das Gespräch zwischen Kardinal Schönborn und Mitgliedern der „Pfarrer-Initiative“. Der Dogmatiker war einer der Fachleute, die als Vermittler zu dem Treffen geladen waren. Der Wiener Erzbischof hatte sich am Mittwoch zum zweiten Mal zu Gesprächen mit der progressiven Initiative getroffen, die im Juni ein Reform-Manifest mit dem Titel „Aufruf zum Ungehorsam“ veröffentlicht hatte. Bei der Begegnung mit Kardinal Schönborn hätten Vertreter der Gruppe ihre Loyalität zum Bischof und den Willen zu Mitwirkung am Wiener Reformprozess bekräftigt, berichtet der Theologe im Interview mit Radio Vatikan. Damit hätten sie die zwei Anliegen des Kardinals erfüllt, die dieser beim ersten Treffen formuliert hatte:

„Das ist sicher eine positive Botschaft dieses zweiten Gesprächs gewesen, auch wenn natürlich nicht alle Probleme geklärt werden konnten. In dem Gespräch wurde auch darauf hingewiesen, dass Ortskirche eben auch „communio“ ist, die sich in der Eucharistiefeier verdichtet. So kann sich keine Ortsgemeinde als autarke Zelle verstehen, sondern muss sich vernetzt sehen mit der Ortskirche und der Universalkirche. Durch das Wort vom Ungehorsam wird natürlich eine gewisse Spannung angedeutet. Aber von Spaltung würde ich nicht reden, eher von einem Riss, der gelöst werden muss.“

Den Stimmen, dass mit Auftreten der Pfarrer-Initiative eine „Kirchenspaltung in Österreich“ provoziert werde, nimmt der Theologe mit Verweis auf den positiven Verlauf des jüngsten Gespräches also Wind aus den Segeln. Und er lobt das Vorgehen des Kardinals, der im Umgang mit der Pfarrer-Initiative den Gesprächsfaden nie abreißen ließ:

„Es gab ja sogar schon Stimmen, die gesagt haben, man müsse hier mit kirchenrechtlichen Maßnahmen einschreiten und etwa gegen den Vorstand der Pfarrer-Initiative das Interdikt verhängen. Das meint kirchenrechtlich das Verbot, Sakramente zu spenden und zu empfangen sowie liturgische Dienste und Ämter auszuüben. Der Kardinal hat sich, Gott sei dank, diesen Stimmen nicht angeschlossen und darauf verzichtet, mit kirchenrechtlichen Instrumentarien zu agieren. Er hat dagegen zum Gespräch aufgerufen.“
Bei der Begegnung vom Mittwoch sei es auch um Fragen der Seelsorge gegangen, berichtet Tück weiter. Konkret habe er als geladener Experte den Eindruck bekommen, die Pfarrer-Initiative halte zu sehr an einem strikt territorial verfassten Pfarrmodell fest. Dieses sei angesichts der rückläufigen Zahlen der aktiven Gläubigen und auch der Priester nicht mehr aufrecht zu erhalten. Inwiefern die Pfarrer-Initiative bei dieser Herausforderung auch Laien in die Pastoral einbeziehen wolle, sei noch unklar. Ebenso müsse man jetzt abwarten, wie sich die Pfarrer-Initiative im Dialogprozess der österreichischen Kirche weiter zu Wort melde.

(rv/kap 13.10.2011 pr)









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