2011-10-13 14:54:39

Liberia: Stolz auf Friedensnobelpreis


RealAudioMP3 Für die Präsidentin Liberias Ellen Johnson Sirleaf hätte die Nachricht zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können: Am Dienstag wurde in Liberia ein neuer Staatschef gewählt. Die Ergebnisse der Wahl sollen frühestens an diesem Donnerstag feststehen. Doch bereits während dem Wahlkampf wurde bekannt, dass Johnson Sirleaf als eine von drei Frauen für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. Die Bischöfe Liberias sind stolz, denn das Nobelpreis-Komitee in Oslo ehrt auch die liberianische Aktivistin Leymah Gbowee. Der Erzbischof von Monrovia, Lewis Jerome Siegler, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan, dass nicht alle mit der Bekanntgabe des Friedensnobelpreises zufrieden waren.

„Wir Bischöfe fanden es an sich schade, dass die Nominierung just während des Wahlkampfes stattfand. Damit wurde der Wahlkampf auf gewisse Weise beeinflusst. Dennoch muss man betonen, dass die Wahlen sehr friedlich und korrekt stattgefunden haben. Jetzt hoffen wir alle, dass auch nach der Bekanntgabe der Resultate alle mit Ruhe und Fairness reagieren.“

Johnson Sirleaf war 2005 die erste Frau in ganz Afrika, die eine Präsidentschaftswahl gewann. Erst 2003 kam das Ende des Bürgerkriegs in ihrem Land, und damit startete Johnson Sirleaf ihre politischen Karriere.

„Bei uns dominieren traditionell die Männer in fast allen Bereichen. Es ist also ein schönes Zeichen, dass der Nobelpreis gleich an zwei liberianische Frauen überreicht wird. Das ist auch für ganz Afrika ein bedeutendes Zeichen.“

Die katholische Kirche ist ein wichtiger Dialogpartner, sagt Erzbischof Siegler.

„Wir sind zwar eine Minderheit. Aber die Politiker hören mit großem Respekt auf unsere Bitten und Meinungen. Wir haben in den vergangenen Jahren in der Tat eine sehr friedliche und alles in allem ruhige Zeit erlebt.“

Frauen haben es in Liberia aber immer noch schwer, sagt Erzbischof Siegler. Häusliche Gewalt und Missbrauch waren während des Bürgerkriegs weit verbreitet. Katholische Hilfswerke gehen davon aus, dass etwa drei Viertel aller Frauen während des Kriegs vergewaltigt wurden. Mit diesem Erbe kämpft die Methodistin Johnson Sirleaf noch heute, Vergewaltigung ist eines der häufigsten Verbrechen in Liberia.

„Die katholische Kirche unterstützt alle, die sich für die Rechte der Frauen – und vor allem für den Respekt gegenüber ihnen – einsetzen. Gewalt ist eine Plage, die wir alle gemeinsam bekämpfen müssen.“

(rv 13.10.2011 mg)








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