2011-10-11 11:53:56

Vatikan/Rumänien: „Vorhof der Völker“ in Bukarest


RealAudioMP3 „Humanismus und Spiritualität – Ist ein Dialog über Transzendenz möglich?” Das ist das Thema einer Konferenz der Vatikan-Stiftung „Vorhof der Völker“ in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. An diesem Dienstag und Mittwoch sucht die Vatikan-Initiative dort das Gespräch mit Intellektuellen über die Gottesfrage. Kardinal Gianfranco Ravasi, der den Päpstlichen Kulturrat und den „Vorhof der Völker“ leitet, nimmt an den Debatten teil und wird außerdem zum Ehrendoktor der Bukarester Universität ernannt. Er hat den „Vorhof der Völker“ im Frühjahr dieses Jahres eröffnet und vorgegeben, dass beim Dialog mit Nichtglaubenden vor allem über den Menschen gesprochen werden soll:

„Über das Mysterium des Seins. Nicht nur der menschlichen Existenz, sondern über das Mysterium all dessen, was uns umgibt und was auch in uns ist.“

Das zweite Ziel beim „Vorhof der Völker“, der auf eine Anregung des Papstes zurückgeht, ist es, die gleiche Blickrichtung für Glaubende wie für Nichtglaubende zu gewinnen. Das erklärt Ravasi mit einer kleinen Geschichte, die er in einem Werk des Philosophen Ludwig Wittgenstein gefunden hat.

„In seinem Traktatus logico-philosophicus, einem sehr schwierigen Werk, schreibt er folgende Worte, die wiederum ausgesprochen einfach sind: Ich habe die Umrisse einer Insel untersucht – ihren Strand, ihre Form. Aber ich entdeckte schließlich die Grenzen des Ozeans... Wer an einem Strand entlanggeht und dabei immer nur landeinwärts schaut, sieht nur Endliches, Beschränktes: die Insel eben. Aber an diesen selben Strand schlagen gleichzeitig die Wellen des Ozeans – und auch dorthin soll ich blicken.“

Vor den Gesprächen in Bukarest in diesen Tagen hat sich Kardinal Ravasi vor allem mit dem rumänischen Denker Emil Cioran und dem Schriftsteller Eugène Ionesco beschäftigt. Beide sind aus seiner Sicht „Idealfiguren von Agnostikern oder Atheisten, die doch zutiefst von der Gottesfrage umgetrieben waren“. Ravasi zitiert zum Beleg einen Satz Ciorans: „Ich bin immer um Gott herumgestrichen, ohne ihn anrufen zu können – wie ein Spion.“ Nächste Haltestelle des „Vorhofs der Völker“ wird am 17. Oktober Florenz. Mitte November gibt es bereits zum zweiten Mal eine Konferenz in der albanischen Hauptstadt Tirana.

(rv 11.10.2011 sk)








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