2011-10-10 15:20:00

Polen: Keine Entchristlichung


RealAudioMP3 Polen hat einen neuen Regierungschef gewählt. Am Sonntag haben die Wähler den bisherigen Premierminister Donald Tusk in sein Amt bestätigt. Was aber viele Beobachter erstaunt, ist das Resultat der antiklerikalen Protestpartei von Janusz Palikot. Diese politische Gruppe hat fast zehn Prozent Stimmenanteil in dem katholischen Land erreicht. Auch Tusk selber gehört einer liberalen Partei an. Diese Wahlresultate seien kein Zeichen einer „Entchristlichung Polens“, sagt der Programmdirektor von Radio Vatikan, der polnische Jesuitenpater Andrzej Koprowski.

„Ich würde eher von einer Spaltung der polnischen Gesellschaft sprechen. Wir haben auf der einen Seite eine steigende Zahl von jungen Menschen, die sich immer mehr der katholischen Kirche zuwenden und auf der anderen Seite ist auch die Zahl derer gestiegen, die sich von der Kirche entfernt haben. Dennoch bin ich zuversichtlich für die Zukunft. Auch wenn ich feststellen muss, dass die polnische Gesellschaft heute eher orientierungslos erscheint.“

Auch für die deutsch-polnischen Beziehungen ist das Wahlergebnis ein positives Signal: Donald Tusks unterlegener Kontrahent Jaroslaw Kaczynski hatte im Wahlkampf Bundeskanzlerin Angela Merkel angegriffen und ihr unterstellt, Polen „unterwerfen“ zu wollen. Die deutsch-polnische Beziehung sei gerade für die Zukunft Europas wichtig, sagt Pater Koprowski.

„Jede europäische Gesellschaft, sei es die deutsche als auch die polnische, steht vor großen Herausforderungen, die die Zukunft Europas gleichermaßen betreffen. Es herrscht die Tendenz einer Ablehnung des Konzepts des Naturrechts und gleichzeitig die Bekräftigung des Individualrechts. Doch das birgt Gefahren, wie gerade Papst Benedikt bei seiner Deutschlandreise gesagt hat. Damit stünde Europa ohne eine eigene Kultur da und würde Gefahr laufen, sich radikalen und extremistischen Strömungen zuzuwenden.“

(rv 10.10.2011 mg)








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