Im Westen gibt es betroffene Reaktionen auf die Nachrichten aus Ägypten. Die Verantwortliche
der EU für Außenpolitik, Catherine Ashton, fordert Kultfreiheit am Nil: Das sei ein
„Grundrecht, das es zu respektieren gilt“. Ashton war zu Jahresbeginn unter den ersten
ausländischen Politikern gewesen, die Ägypten nach einem verheerenden Attentat auf
eine koptische Kirche in Alexandria besucht hatten. Es werde Zeit, „dass Ägypten freie
Wahlen abhält“, so die EU-Außenbeauftragte weiter.
Die EU-Außenminister treffen
sich an diesem Montag in Luxemburg. Dabei sollen auch die Zusammenstöße in Kairo zur
Sprache kommen. Viele Außenminister bekundeten gegenüber Journalisten in Luxemburg
ihre Sorge angesichts der Meldungen aus Kairo. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle
gibt sich in einer Erklärung alarmiert. Er rief alle Konfliktparteien zu Mäßigung
und Versöhnung auf. Der Weg zur Demokratie verlaufe auch über die religiöse Toleranz,
so der FDP-Politiker.
Italiens Außenminister Franco Frattini fordert vom ägyptischen
Regime „eine deutliche Reaktion“. Kairo müsse „die Verantwortlichen der Ereignisse
von letzter Nacht ausfindig machen und verhaften“. Frattini war im Frühjahr treibende
Kraft hinter einer Erklärung der EU-Außenminister, in der diese mehr die Verfolgung
von Christen in einigen Teilen der Welt beklagen und mehr Religionsfreiheit fordern.
Das
Oberhaupt der koptischen Christen in Deutschland, Bischof Anba Damian, fordert mehr
internationalen Druck auf den ägyptischen Militärrat. „Ägypten wird von sich aus nicht
besser“, sagte der Bischof am Montag. „Ägypten wird sein Verhalten nur verändern,
wenn Druck von außen kommt.“ Dem ägyptischen Militärrat wirft Damian gezielte Jagd
auf koptische Christen vor. Er sei „von Islamisten infiltriert“, erläuterte er. Das
Militär habe das klare Ziel, „Ägypten in ein islamisches Land zu verwandeln. Die Christen
sollen entweder zum Islam übertreten oder das Land verlassen“
Der Vorsitzende
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, warnte vor einer weiteren Ausbreitung
des Hasses in Ägypten. Die Regierung müsse die Sicherheit der Christen im Land ohne
Abstriche gewährleisten, sagte der CDU-Politiker, der sich für Religionsfreiheit engagiert.
Dass am Sonntagabend Christen und auch Muslime in Kairo gemeinsam gegen die Gewalt
demonstriert hätten, sei ein ermutigendes Zeichen der Gemeinsamkeit von Angehörigen
der verschiedenen Religionsgruppen gewesen. „Dass nun ausgerechnet im Zusammenhang
mit dieser Kundgebung so viele Menschen getötet oder verletzt wurden, ist zutiefst
schockierend“, sagt Kauder. (diverse 10.10.2011)