Papst Benedikt XVI.
hat die von vielen Krisen geplagte italienische Region Kalabrien zu mehr Einsatz für
das Gemeinwohl aufgerufen. Die Arbeitslosigkeit sei „besorgniserregend“, die Kriminalität
„oft grausam“ und verletze das soziale Gefüge, sagte der Papst am Sonntag bei einem
Besuch in der süditalienischen Region. Er rief die Bevölkerung bei einem Gottesdienst
im Industriegebiet von Lamezia Terme auf, angesichts der Probleme nie der Versuchung
des Pessimismus und des Rückzugs zu verfallen. Mit der ihnen eigenen „erstaunlichen
Einsatzbereitschaft“ sollten die Kalabrier eine bessere Zukunft vorbereiten, sagte
der Papst.
Trotz regnerischen Wetters hatten sich etwa 50.000 Menschen eingefunden.
Der feierlichen Stimmung in der Liturgie tat dies allerdings keinen Abbruch. Im ersten
Teil der Predigt ging der Papst auf das Sonntagsevangelium ein und erklärte, wer in
dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl der Gast ist, der vom Bräutigam herausgeworfen wird,
weil er keine Festkleidung trägt. Die Festkleidung sei die Liebe, so Benedikt mit
Verweis auf den Kirchenvater Papst Gregor den Großen.
Im zweiten Teil der
Predigt ging Benedikt XVI. auf die sozialen Probleme der Kalabrier ein und rief sie
dazu auf, sich aus christlicher Gesinnung heraus um ihre Mitmenschen zu kümmern und
sich für das Allgemeinwohl einzusetzen.
„Gebt nie der Versuchung des Pessimismus
und des ausschließlich um euch selbst Kümmerns nach. Nutzt die Ressourcen eures Glaubens
und eurer Menschlichkeit; stärkt euch in der Fähigkeit der Zusammenarbeit, des sich
Kümmerns um den Anderen und um das Gemeinwohl , bewahrt euch das Hochzeitsgewand der
Liebe; bewahrt das Zeugnis der menschlichen und christlichen Werte, das so tief im
Glauben und der Geschichte dieses Landes und seiner Bevölkerung verwurzelt ist.“
Die
Kirche vor Ort sollte sich für den Aufbau einer „neuen Generation“ einsetzen, die
nicht Teilinteressen befördere, sondern das Gemeinwohl.
„Ich möchte auch
all diejenigen ermutigen und segnen, die sich um die Bildung der christlichen Paare
in Ehe und Familie kümmern, um schließlich eine kompetente und evangeliumsgemäße Antwort
auf die Herausforderungen der Gegenwart auf dem Feld der Familie und des Lebens geben
zu können.“ Benedikt XVI. lancierte einen leidenschaftlichen Appell an die
Anwesenden:
„Euch Gläubigen, der Jugend und den Familien, sage ich: Habt
keine Angst, den Glauben in den verschiedenen Feldern der Gesellschaft und den vielen
Situationen des menschlichen Lebens zu leben und zu bezeugen! Ihr habt allen Grund,
um euch stark zu zeigen, treu und mutig, und das alles Dank des Lichtes des Glaubens
und der Kraft der Liebe. Und wenn ihr auf den Widerstand der Welt trefft, sagt die
Worte des Apostels: „Alles vermag ich in dem, der meine Kraft ist“.“ Benedikt
XVI. segnete auch den Grundstein einer neuen Kirche, die zur Erinnerung an die Papstreise
in Lamezia gebaut wird sowie einen Eichensproß, der bei einer Marienstatue im Wallfahrtsort
Visore eingepflanzt werden soll.
Das noch spärlich bebaute Industriegelände,
auf dem die Papstmesse stattfand, wurde vor wenigen Tagen in „Industriegebiet Benedikt
XVI.“ umbenannt. Der Bürgermeister von Lamezia Terme, Gianni Speranza, bezeichnete
dies in seiner Ansprache an Benedikt XVI. als eine greifbare Gelegenheit für die Zukunft
der Region, ähnlich wie der Papstbesuch selbst. Er erinnerte an die hohe Jugendarbeitslosigkeit
und an „viele“ Priester, die bedroht würden. Die Menschen in Kalabrien dürften nicht
zulassen, dass sich die „Herrschaft krimineller Mächte“ in ihrem Land verstärke, forderte
der Bürgermeister.