Das Judentum feiert
an diesem Samstag sein wichtigstes Fest: Jom Kippur, den Versöhnungstag. Zehn Tage
nach dem jüdischen Neujahrstag ist es das Fest der Umkehr und Entsühnung. Viele Juden
fasten, bitten Menschen um Verzeihung, mit denen sie sich in den letzten zwölf Monaten
gestritten haben, tauschen kleine Geschenke aus, besuchen die Friedhöfe.
Eine
Mehrheit der Juden, auch der eigentlich nicht religiösen, hält Jom Kippur ein. Doch
anders als viele andere jüdische Feiertage ist dieser nicht mit einem historischen
Ereignis verknüpft. Tag der Ruhe und Buße – es ist ein ernster, aber kein trauriger
Tag. In der Synagoge wird an diesem Tag aus dem Buch Jona gelesen, in dem es um Umkehr
und Vergebung geht. Die Gottesdienste dauern den ganzen Tag lang, in ihrem Zentrum
steht das kollektive Sündenbekenntnis. Israels Fernsehen und Radio unterbrechen für
26 Stunden ihr Programm, die Straßen sind wie leergefegt.
Der Tora zufolge
war Jom Kippur der einzige Tag, an dem es dem Hohenpriester gestattet war, das Allerheiligste
des Tempels zu betreten. Er sollte stellvertretend für das Volk die Vergebung der
Sünden empfangen. Ein Widder bekam als Sündenbock symbolisch die Sünden des ganzen
Volkes auferlegt und wurde in die Wüste geschickt. Abgeschlossen wird Jom Kippur mit
dem Klang des Schofar, des gebogenen Widderhorns, das schon in der hebräischen Bibel
erwähnt wird. Am Abend nach Jom Kippur beginnen die Juden mit dem Bau der Laubhütte
für das Laubhüttenfest Sukkot, das vier Tage später beginnt. Und da wird dann endlich
richtig gefeiert, ein paar Tage lang.