Christentum: Nicht mehr „Religion des weißen Mannes“
Die größte Veränderung in der 2000-jährigen Geschichte der Christenheit hat sich in
den vergangenen hundert Jahren ereignet. Ihr Schwerpunkt hat sich in dieser Zeit vom
Norden der Erdhalbkugel in den Süden verlagert. Heute befinden sich fast drei Viertel
aller Christen in Afrika, Lateinamerika und Asien. Das berichtete der australische
Religionsstatistiker Peter Crossing jetzt bei einer Veranstaltung in Indonesien am
Freitag. 1910 lebten ungefähr 66 Prozent aller Christen in Europa; ein Jahrhundert
später sind es noch 26 Prozent.
Weltatlas der Christenheit Crossing
arbeitet nach Angaben der Nachrichtenagentur idea an einem Weltatlas der Christenheit.
Wie er erläuterte, ist der Anteil der Christen an der Weltbevölkerung – heute etwa
32 Prozent – über die vergangenen hundert Jahre relativ gleich geblieben, aber das
„Gravitationszentrum“ habe sich dramatisch nach Süden verlagert. Früher habe der geographische
Schwerpunkt etwa auf der Höhe von Madrid gelegen, heute sei er bei Timbuktu (Mali)
anzusiedeln. Finanziell dominierten freilich weiter die Christen in de Industrieländern
des Nordens: Zwar lebten rund zwei Drittel aller Christen im Süden, aber sie stellten
nur einen Einkommensanteil von 17 Prozent.
Christen sind jetzt überall Der
Vorsitzende der Asiatischen Evangelischen Allianz, der Koreaner Sang-Bok David Kim,
sagte in einer Reaktion auf Crossings Zahlen, das Christentum sei offensichtlich keine
„Religion des weißen Mannes“ mehr. „Christen sind jetzt überall“, erklärte der evangelikale
Theologe. Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrats Walter Altmann
aus Brasilien betonte, dass der Wandel in der kirchlichen Landschaft die Christen
vor die Aufgabe stelle, ihre Gemeinschaft stärker zu betonen.
Die römisch-katholische
Kirche hat weltweit etwa 1,2 Milliarden Mitglieder. Im Weltkirchenrat sind 349 evangelische,
orthodoxe und anglikanische Kirchen mit insgesamt 560 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen.
Die Weltweite Evangelische Allianz repräsentiert rund 600 Millionen Evangelikale.
Die Pfingstbewegung wird auf etwa 178 Millionen Anhänger geschätzt.