2011-10-06 14:11:01

Ägypten: „Jeder, der geht, hinterlässt ein riesiges Loch“


Haben wirklich 100.000 Christen seit März Ägypten verlassen? Die Zahl stammt vom Dachverband ägyptischer Menschenrechtsverbände; sie hat gleich nach Bekanntwerden diese Woche Bestürzung ausgelöst, aber auch Zweifel. Antonios Aziz Mina ist katholischer Bischof von Giza bei Kairo; er bezweifelt die Zahl von 100.000 flüchtenden Kopten:

„Wir haben gar keine sicheren Daten, es gibt da überhaupt keine Statistik. Und die Motive für dieses Phänomen sind zahlreich. Natürlich ist das wichtigste Motiv die Unsicherheit, aber nicht nur Christen leiden darunter, sondern alle Ägypter, auch die Muslime. Wenn man sieht, dass die Christen unter denen, die das Land verlassen, überproportional vertreten sind, dann liegt das daran, dass sie mehr Anknüpfungspunkte im Ausland haben. Jeder Kopte, der Ägypten verläßt, hinterläßt wegen der geringen Zahl von Christen eine riesige Leere – größer, als wenn ein Muslim geht.“

Immerhin ist nicht zu leugnen, dass es in jüngster Zeit immer wieder Anschläge und Drohungen von radikalen Muslimen, den so genannten Salafiten, gegen Christen gibt. Frage an Bischof Antonios Aziz Mina: Droht in Ägypten eine Machtübernahme durch fundamentalistische Gruppen wie zum Beispiel die Salafiten?

„Das könnte natürlich sein... Wir wählen im November, und wie vorbereitet sind wir auf die Demokratie? Demokratie heißt ja nicht nur Stimme abgeben, dazu gehört auch eine demokratische Gesinnung. Wir ermutigen unsere Gläubigen, am politischen Leben teilzunehmen; dazu organisieren wir Kurse. Die Katholiken sollten sich überall engagieren, nicht nur in der Politik, sondern generell beim Aufbau dieses Landes!“

RealAudioMP3 Hören Sie hier ein Dossier über Ägypten und seine erst halbfertige Revolution, von Stefan Kempis.

(rv 06.10.2011 sk)








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