2011-10-03 13:34:38

Syrien: „Angst vor Chaos, nicht vor Muslimen“


RealAudioMP3 Patriarch Gregorius III. Laham ruft Deutschland dazu auf, in Syrien kein Öl ins Feuer zu gießen, sondern dem Land Zeit für Reformen zu geben. Der melkitische Patriarch mit Sitz in Damaskus ist der höchste katholische Würdenträger im Nahen Osten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Gregorius:

„Besonders Deutschland und Frankreich möchte ich dazu aufrufen, dass man die Situation ein wenig beruhigt. Bitte helfen, die Situation nicht weiter zu schüren. Dadurch kommt man zu einer besseren Atmosphäre für Dialog und Reformen. Ich glaube, Syrien ist bereit zu Reformen. Wir haben schon seit Jahren viele Reformen; was man heute in Saudi Arabien begrüßt, haben wir in Syrien schon längst und in jeder Hinsicht. Nur helfen sie Syrien, Reformen zu machen und zur Ruhe zu kommen. Dann werden Sie sehen, dass Syrien ein modernes Syrien wird, wie man es sich wünscht.“

Presseagenturen hatten am Wochenende abermals vom Vorgehen der Kräfte des Präsidenten Assad gegen Aufständische berichtet. Nach Schätzungen der UNO sind seit Beginn der Protestbewegung in Syrien im März rund 2.700 Menschen ums Leben gekommen. Patriarch Gregorius hat westliche Länder bereits mehrmals davor gewarnt, den Konflikt in Syrien ausschließlich in der Lesart „Präsident schlägt Aufständische nieder“ zu betrachten.

„Die einfachen Menschen erleben mehr Gewalt von Seiten der Demonstranten als von Seiten des Staates oder der Armee oder der anderen Kräfte“, so der Patriarch. Die Christen in Syrien hätten nicht Angst vor den Muslimen, sondern vor dem Chaos. Das wichtigste Problem der gesamten Region sei der Palästina-Konflikt, erinnerte Gregorius. Auch hier ein konkreter Appell des katholischen Patriarchen:

„Besonders Deutschland ist so engagiert in der Sache Israel-Palästina. Solange wir diesen Konflikt nicht gelöst haben, werden wir mehr und mehr Gründe haben für alle möglichen extremistischen Gruppen. Erkennen Sie Palästina als Staat an, wie Israel, und beide Staaten können miteinander sprechen und ihre Probleme lösen. Als Staaten und nicht als besetzte Gebiete. Wenn wir das Problem Israel-Palästina lösen, können wie die Hälfte der Probleme des Nahen Ostens lösen.“

(rv 03.10.2011 gs)








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