Die Polizei hat auf
der Insel Sumatra einen Mann festgenommen, der eine Kirche angegriffen haben soll.
Der Verdächtige hat nach Ansicht der Ermittler am 25. September am Selbstmordanschlag
auf eine protestantische Kirche in der Stadt Solo auf Java teilgenommen. Dabei waren
etwa zwanzig Menschen verletzt worden; der Haupttäter (unser Polizeifoto) und auch
ein Gottesdienstbesucher verloren das Leben. Angriffe auf Kirchen haben in den letzten
Monaten Berichte genährt, nach denen die religiöse Intoleranz im mehrheitlich islamischen
Indonesien zunimmt.
Die Bischöfe werfen den Behörden Versagen beim Vorgehen
gegen islamische Fundamentalisten vor. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Martinus
Dogma Situmorang, sagte uns in einem Interview, die Behörden seien offenbar nicht
in der Lage, Anschläge der Islamisten zu ahnden. „Die Islamisten bedrohen das friedliche
Zusammenleben, die Verfassung und die Zukunft des Landes“, so der Bischof wörtlich.
Eine Mehrheit der Muslime Indonesiens toleriere den Fundamentalismus „nicht aus Sympathie,
sondern aus Schwäche“. Gewaltausbrüche dürften aber nicht automatisch als „Zusammenstoß
der Religionen“ gewertet werden, so Situmorang. Er wies darauf hin, dass der muslimische
Fundamentalismus häufig nicht allein religiös motiviert sei, sondern auch wirtschaftliche,
politische und soziale Ursachen habe. Auf nationaler Ebene habe der Dialog mit den
Muslimen, Hindus, Buddhisten und Protestanten mittlerweile Fortschritte gemacht, sagte
der Bischof. Auf regionaler und lokaler Ebene gelinge er jedoch nicht überall.
Nach
Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen in Ambon vor zwei Wochen, in deren Verlauf
zwei Muslime und ein Christ ums Leben kamen, ist die Situation auf der Inselgruppe
angespannt. 90 Prozent der 240 Millionen Einwohner Indonesiens sind Muslime. Laut
Verfassung ist der Islam nicht Staatsreligion, und es herrscht Kultfreiheit.