Überwiegend positiv
ist die Rede des Papstes bei den Abgeordneten und Zaungästen des Bundestages angekommen.
Es sei eine große Rede gewesen, die der Papst gehalten habe, so Bundesforschungsministerin
Anette Schavan von der CDU. Benedikt XVI. habe gerade jetzt den richtigen Impuls gegeben,
um über die Grundlagen von Europa nachzudenken. Julia Klöckner, CDU-Fraktionsvorsitzende
im Landtag von Rheinland-Pfalz, berichtet den Kollegen vom Kölner Domradio von der
erlebten Rede:
"Im Deutschen Bundestag war es ein ganz besonderer Moment,
als der Papst kam und am Pult stand. Das ist ein historischer Moment der Parlamentsgeschichte.
Der Heilige Vater hat eine kluge und mitunter auch humorvolle Rede gehalten. Er hat
von der Vernunft geredet, von dem Recht und von der Natur - wie das zusammengehören
muss, um die Würde des Menschen und der Umwelt zu erkennen. Dass nicht allein Mehrheiten
in der Politik Wahrheiten sind. Ich fand seine Botschaft zum Dialog der Kulturen genau
das richtige Angebot für das Publikum, er hat eine Hand ausgestreckt."
CDU-Staatssekretär
Peter Hintze, selbst evangelisch, zeigte sich von der Geste des Papstes beeindruckt:
"Mich
hat sehr bewegt, dass der Papst ganz bewusst alle Abgeordneten konfessionsübergreifend
ansprechen wollte. Und dass er das gemeinsame kulturelle Fundament Europas als ein
Thema entwickelt hat, dem wir doch verpflichtet sind - ob wir nun katholische oder
evangelische Christen sind oder uns von der Kirche abgewendet haben. Insofern hatte
die Rede einen sehr einladenden und gewinnenden Charakter. Das habe ich als sehr angenehm
empfunden."
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles zeigte sich von der Rede sehr
angetan. Es sei eine kluge und gute Rede gewesen, die auf wohltuende Weise in eine
tiefere Region des Denkens geführt habe. Für FDP-Chef Philipp Rösler habe der Papst
ein denkwürdiges Bekenntnis zu den unveräußerlichen Menschen- und Freiheitsrechten
abgelegt. Lob kam auch von den Grünen. Für Fraktionschefin Renate Künast habe der
Verweis des Papstes auf die Ökologiebewegung der 70er-Jahre die Grünen „ein Stück
geadelt“. Kritik kam vom Vorsitzenden der Linken, Gregor Gysi, aus dessen Fraktion
die meisten Abgeordneten fehlten. Gysi habe die Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg
und die wachsende Armut vermisst.