2011-09-27 12:30:01

Bischof Hanke: „Hausaufgabe Konzil“


RealAudioMP3 Vor allem die Rede Benedikts XVI. im Freiburger Konzerthaus beschäftigt zwei Tage nach der Papstreise durch Deutschland noch die Gemüter. Benedikt hatte dort eine „Entweltlichung“ der Kirche gefordert, ein Abwerfen ihrer „materiellen und politischen Last“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ von diesem Dienstag glaubt in dem Text fast wortwörtliche Passagen aus Texten Joseph Ratzingers in den sechziger Jahren wiederzufinden: Papst Benedikt sei also „dem Professor Ratzinger treu geblieben“. Einen anderen Anklang hörte der Bischof von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, aus der Papstansprache heraus:

„Die Plattform für seine Rede war nichts anderes als Lumen gentium 8: Ich erkannte in einigen Formulierungen wortwörtlich Formulierungen aus der Konstitution Lumen gentium wieder, wo ja auch schon steht, dass die Kirche den Weg Christi gehen muss, der sich selbst entäußert hat und arm geworden ist. Dass die Kirche nicht auf Macht und Glanz in der Gesellschaft angelegt ist usw. Also, ich denke, der Heilige Vater hat uns hier einen kräftigen Impuls gegeben, uns mit dem Konzil auseinanderzusetzen. Wir sind vielleicht hierzulande deshalb so erschrocken über diese Rede, weil wir uns innerlich von diesen Forderungen des Konzils schon viel zu weit entfernt haben.“

Schon Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, hat deutlich gemacht, dass es dem Papst in dieser Rede nicht um einen Verzicht auf die Kirchensteuer in Deutschland gegangen sei. Bischof Hanke, von Haus aus Benediktiner, spricht in einem Interview auf der Internetplattform kathtube von einer Hausaufgabe Benedikts für die deutsche Kirche, sich wieder mehr mit dem Konzil zu beschäftigen. Und:

„Wir sind – so hat es Papst Benedikt früher einmal formuliert – vielleicht in Zukunft nur noch eine konstruktive Minderheit. Aber eine konstruktive! Wer konstruktiv ist, der braucht keine Angst zu haben.“

Hanke äußerte sich in dem Gespräch auch zum Auftritt des Papstes in Martin Luthers früherem Kloster in Erfurt. Diese Geste solle man nicht unterschätzen, sie sei „physische Ökumene“.

„Mir kam da gleich der Gedanke: Wie steht es denn in unseren Pfarreien mit dieser physischen Ökumene, etwa bei Gottesdiensten in der Woche zur Einheit der Christen? Wie klein ist da die Schar – wo bleibt da die physische Ökumene? Mich hat das sehr ermuntert, was der Papst durch seinen Besuch im Augustinerkloster hier bewegt hat.“

Natürlich habe Benedikt bei seinem Ökumene-Termin nicht alle Probleme im Miteinander der Kirchen lösen können. Der Papst habe eindringlich gezeigt, dass Ökumene nicht ohne Geduld geht:

„Er hat natürlich nicht diese Koalitions-Mentalität unterstützt: Ökumene als mögliche Schnittpunkte und Schnittmengen. Nein, das ist nicht sein Weg, sondern dieses Durchdringen und Durchbeten, dieses gemeinsame Ringen, um miteinander den Weg bis zu einem Ergebnis auszuhalten und zu gehen.“

Bis zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wird in der Ökumene jetzt immer mehr die Person und die Theologie Luthers in den Mittelpunkt rücken, glaubt der Bischof von Eichstätt.

„Ich denke, das Lutherbild in der katholischen Kirchengeschichtsschreibung und auch in der systematischen Theologie ist sehr viel differenzierter geworden in der Vergangenheit; ich meine, die Rede des Papstes ist uns noch einmal ein Impuls, um uns auch theologisch stärker mit Luther auseinanderzusetzen. Und ich denke, diese Worte des Papstes könnten auch für die Protestanten Impuls sein, sich mit Luther intensiv auseinanderzusetzen, denn dort ist ja die Sicht Luthers keineswegs einheitlich!“

(kathtube/rv 27.09.2011 sk)








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