Benedikt XVI.: „Erneuerung der Kirche nur durch Umkehr“
Papst Benedikt XVI.,
rund 100.000 Gläubige und strahlender Sonnenschein. Am letzten Tag seines viertägigen
Besuchs in Deutschland hat der Papst an diesem Sonntag die Heilige Messe am Flughafengelände
in Freiburg gefeiert. Seit den frühen Morgenstunden haben viele Pilger stundenlange
Märsche auf sich genommen, um zusammen mit dem Papst den Gottesdienst zu feiern. Einige
haben sogar in Schlafsäcken die Nacht im Freien verbracht, um die besten Plätze zu
ergattern. Musikalisch hat ein Chor, bestehend aus 450 Sängerinnen und Sängern, die
Messe begleitet. Alex Kofler mit den Eindrücken der Messfeier:
In seiner
Predigt in Freiburg bemerkte Papst Benedikt, einige Theologen von heute hielten Gott
nicht für allmächtig, und sie verwiesen dabei auf „alles Schreckliche, was in der
Welt geschieht“.
„Demgegenüber bekennen wir uns zu Gott, dem Allmächtigen,
dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Wir sind froh und dankbar, daß er allmächtig
ist. Aber wir müssen zugleich uns bewußt werden, daß er seine Macht anders ausübt,
als Menschen es zu tun pflegen. Er hat seiner Macht selbst eine Grenze gesetzt, indem
er die Freiheit seiner Geschöpfe anerkennt.“
Man könne zwar manchmal „erschrecken“,
wenn man sehe, wie der Mensch seine Freiheit missbrauche, doch eigentlich sollte man
„froh und dankbar für die Gabe der Freiheit“ sein, meinte der Papst. Gott achte unsere
Freiheit, „er zwingt uns nicht“. Benedikt riet: „Trauen wir Gott, dessen Macht sich
vor allem im Erbarmen und Verzeihen zeigt!“ Die Menschen heute sollten sich öffnen
für Gott – auch und gerade die Christen sollten das tun. Denn:
„Nicht auf
das Reden, sondern auf das Tun kommt es an, auf die Taten der Umkehr und des Glaubens...
Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden; Menschen, die unter unserer
Sünde leiden und Sehnsucht nach dem reinen Herzen haben, sind näher am Reich Gottes
als kirchliche Routiniers, die in ihr nur noch den Apparat sehen, ohne dass ihr Herz
vom Glauben berührt wäre!“
Das bedeute aber nicht, „dass nun alle, die in der
Kirche leben und für sie arbeiten, eher als fern von Jesus und Gottes Reich einzustufen
wären“, so der Papst beschwichtigend. „Ganz und gar nicht!“
„Nein, dies ist
vielmehr der Augenblick, um den vielen haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitern, ohne
die das Leben in den Pfarreien und in der Kirche als ganzer nicht denkbar wäre, ein
Wort sehr herzlichen Dankes zu sagen.“
Sie sollten sich bei ihrem Einsatz nicht
nur um ihre „sachliche und berufliche Kompetenz“ kümmern, sondern vor allem um ein
„offenes Herz, das sich von der Liebe Christi treffen lässt und so dem Nächsten, der
unser bedarf, mehr gibt als technischen Service“.
„Fragen wir uns dann: Wie
steht es mit meiner persönlichen Gottesbeziehung – im Gebet, in der sonntäglichen
Meßfeier, in der Vertiefung des Glaubens durch die Betrachtung der Heiligen Schrift
und das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche? Liebe Freunde! Die Erneuerung
der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten
Glauben kommen.“
Dazu gehöre auch die Demut, die Christus selbst durch seinen
Gehorsam dem Vater gegenüber an den Tag gelegt habe. Christliches Leben müsse „stets
neu an Christus Maß nehmen“, rief Benedikt XVI.. Demut stehe heute zwar „nicht hoch
im Kurs“, aber schon die Jünger Jesu hätten gewußt, dass sie „gleichsam das Öl ist,
das Gesprächsprozesse fruchtbar, Zusammenarbeit einfach und Einheit herzlich macht“.
„Die
Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft
bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und
christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten;
wenn Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und bereichern;
wenn die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit
mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen.
Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin
ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel
verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise
pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken läßt.“