Papst an Laien-Katholiken: „Überhang an Strukturen“
Papst Benedikt XVI.
hat am Samstag Abend in Freiburg das Zentralkomitee der deutschen Katholiken empfangen.
In seiner Ansprache sprach er von Armut in Deutschland: „Armut, was die menschlichen
Beziehungen betrifft, und Armut im religiösen Bereich“. „Wir leben in einer Zeit,
die weithin durch einen unterschwelligen, alle Lebensbereiche durchdringenden Relativismus
gekennzeichnet ist“, so Benedikt. Manchmal werde dieser Relativismus „kämpferisch“.
Und man könne beobachten, „wie dieser Relativismus immer mehr Einfluß auf die menschlichen
Beziehungen und auf die Gesellschaft ausübt“. Dies schlage sich auch „in einem übersteigerten
Individualismus nieder“. Benedikt wörtlich: „Wir sehen, daß in unserer reichen westlichen
Welt Mangel herrscht. Vielen Menschen mangelt es an der Erfahrung der Güte Gottes.
Zu den etablierten Kirchen mit ihren überkommenen Strukturen finden sie keinen Kontakt.
Warum eigentlich? Ich denke, dies ist eine Frage, über die wir sehr ernsthaft nachdenken
müssen.“
In Deutschland sei die Kirche „bestens organisiert“. „Aber steht hinter
den Strukturen auch die entsprechende geistige Kraft – Kraft des Glaubens an einen
lebendigen Gott?“, fragte der Papst. „Ehrlicherweise müssen wir doch sagen, daß es
bei uns einen Überhang an Strukturen gegenüber dem Geist gibt.“ Die eigentliche Krise
der Kirche in der westlichen Welt sei „eine Krise des Glaubens“. „Wenn wir nicht zu
einer wirklichen Erneuerung des Glaubens finden“, so der Papst, „wird alle strukturelle
Reform wirkungslos bleiben.“