2011-09-24 15:28:40

Lieberknecht: „Ein großartiges Ereignis“


RealAudioMP3 Seit dem 30. Oktober 2009 ist die evangelische Theologin Christine Lieberknecht Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen. Unser Korrespondent in Erfurt hat mit ihr über den Papstbesuch gesprochen.

Frau Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, was ist Ihr persönliches Resümee von dieser Reise des Papstes und dem Besuch Benedikts in Ihrem Land?

„Der Besuch war ein ganz großartiges Ereignis. Ich bin mir ganz sicher, dass es eine wichtige Nachwirkung geben wird. Es hat historische Begegnungen gegeben. Diese werden um die Welt gehen. Das Treffen von katholischer und evangelischer Kirche im Augustinerkloster ist von globaler Wichtigkeit. Immer wieder stand die Frage im Mittelpunkt nach der Grundlegung unserer ethischen Normen. Das gilt auch nach der Grundlegung der Ökumene. Ich finde, das war sehr richtig. Darüberhinaus gab es eine Hinwendung und Liebe gegenüber den Menschen. Der Papst lebt das, was er von den hörenden Herzen erwartet, in einer sehr berührenden Weise. Das haben auch die Menschen gespürt.“

Der Papst hat angesprochen, dass dieses Land jahrelang dem Komunismus unterworfen war und das Christentum unterdrückt wurde. Sie sind evangelische Theologin und Ministerpräsidentin von Thürigen. Wieviel hat sich geändert?

„Wir haben eine Revolution erlebt. Es war eine friedliche Revolution, die zunächst den Mauerfall geführt hat. Das galt nicht nur für Deutschland sondern für ganz Europa. Einen wichtigen Beitrag kam auch vom Vorgänger Benedikts, Johannes Paul II., der die polnischen Christen Mut gemacht hat, Solidarnosc zu gründen. Dieser unvergessene Spruch „Habt keine Angst“ von Papst Johannes Paul II. war einer der Schlüsselbegriffe, die zum Fall der Grenzen in Europa geführt hat. Auf diesem Hintergrund, die ich hinter dem Eisernenen Vorhang war, mit allen Zwängen und Absurditäten des Alltags, ist es etwas Besonders, dass ein solcher Besuch in Erfurt stattfinden konnte. Das ist ja ein Land, das es zu DDR-Zeiten gar nicht gab. Es war zentralistisch abgeschafft. Dass ich dazu noch als Ministerpräsidentin und als evangelische Theologin den Papst am Rollfeld des Flughafens begrüßen durfte ist etwas Besonders. Ich hatte als junge Theologin in den 80er Jahren den Theologen Ratzinger in einer ökumenischen Arbeit zitiert. Da ging es um das Augsburger Bekenntnis.“

Der Papst hat im Augustinerkloster sehr positiv von Luther gesprochen. Luther wiederum war ein großer Kritiker des Papstes. Das heißt, es hat sich sehr viel getan. Wie sieht es die sozusagen „Landesmutter Luthers“ und evangelische Theologin?

„Ich bin sehr dankbar, dass die kirchenpolitischen und geschichtlichen Überlagerungen des theologischen Denkens von Martin Luther abgeschichtet werden konnten. Wir leben in einem guten ökumenischen Dialog miteinander. Dieser Besuch von Papst Benedikt XVI. im Augustinerkloster ist sozusagen auf den Spuren Luthers und das ist ein Zeichen dafür.“

(rv 24.09.2011 lw/mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.