Nach dem Gottesdienst hat unser Korrespondent Ludwig Waldmüller einige Stimmen eingefangen.
Der evangelische und ehemalige bayrische Ministerpräsident Günther Beckstein war von
der Geste des Papstes beeindruckt, persönlich hat sich Beckstein dann aber enttäuscht
gezeigt:
Herr Beckstein, darf ich Sie kurz fragen: War das jetzt für Sie ein
historischer Moment?
„Es war ein historischer Moment. Dass der Papst in
dieses Kloster gegangen ist, wo Martin Luther seine Prägung erfahren hat. Und es war
natürlich auch ein ganz bedeutendes Zeichen, dass der Papst ganz bewusst hierher gegangen
ist und ein Gespräch mit der evangelischen Kirche und einen Wortgottesdienst gefeiert
hat. Das war die positive Seite.“
Was ist die negative Seite?
„Ich
sage in aller Offenheit, dass ich von der Ansprache des Papstes mehr erwartet hatte.
Dass man nicht nur den Namen des Kardinals Lehmann erwähnt, sondern auch ein Wort
zu Martin Luther sagt. Ich gestehe, dass ich mir persönlich sogar noch ein bisschen
mehr erhofft hatte: Ein Zeichen dafür, dass Ökumene nicht nur etwas Theoretisches
ist und nicht erst im Himmel statt findet, sondern auch jetzt.“
Anders
der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der in der katholischen Kirche Deutschlands
für die Ökumene zuständig ist. Für ihn hat der Besuch des Papstes in Erfurt aufgezeigt,
welcher Richtung die Ökumene in Deutschland folgen soll.
„Ich glaube, da
hat es einen sehr guten Impuls gegeben. Und auch eine Ermahnung, dass die Ökumene
nicht einfach mit Pragmatik zu tun hat, dass es nicht nur einzelne Probleme gibt -
konfessionsverschiedene Ehen, Kommunionempfang – die es sozusagen an der Oberfläche
zu lösen gilt. Es geht ja darum, nicht irgendwie die Kirchenspaltung im Einzelfall
zu mildern, sondern die Kirchenspaltung zu überwinden.“