2011-09-23 18:56:39

Papst in Etzelsbach: „Maria ist unser aller Mutter“


Die traditionelle katholische Marienverehrung stand im Mittelpunkt der Vesper, die Papst Benedikt XVI. am Abend im Marienwallfahrtsort Etzelsbach gefeiert hat. In der katholischen Enklave Eichsfeld im mehrheitlich protestantischen Thüringen wies der Papst auf die Kraft der Gottesmutter hin, gerade in den dunklen und schweren Stunden der deutschen Geschichte:

„In zwei gottlosen Diktaturen, die es darauf anlegten, den Menschen ihren angestammten Glauben zu nehmen, waren sich die Eichsfelder gewiß, hier am Gnadenort Etzelsbach eine offene Tür und eine Stätte inneren Friedens zu finden. Die besondere Freundschaft zu Maria, die daraus gewachsen ist, wollen wir – auch mit der heutigen Marienvesper – weiter pflegen.“

Wenn sich Christen an Maria wenden, so der Papst, dann ließen sie sich dabei von der spontanen Gewissheit leiten, dass Jesus die Bitten seiner Mutter nicht abschlagen kann. Und sie stützten sich auf das unerschütterliche Vertrauen, daß Maria zugleich auch ihre Mutter ist.

„Eine Mutter, die das größte aller Leiden erfahren hat, alle unsere Nöte mitempfindet und mütterlich auf ihre Überwindung sinnt. Wie viele Menschen sind Jahrhunderte hindurch zu Maria gepilgert, um vor dem Bild der Schmerzensreichen – wie hier in Etzelsbach – Trost und Stärkung zu finden!“

Der Papst weist in seiner Predigt auf die künstlerische Besonderheit der Pietà von Etzelsbach hin, des Gnadenbildes der Muttergottes und ihrem gekreuzigten Sohn: Der Gekreuzigte liegt nicht wie üblich mit dem Kopf nach links, sondern ist auf die andere Seite gewandt.

„Mir scheint, dass sich in dieser Darstellung eine tiefe Bedeutung verbirgt, die sich erst in ruhiger Betrachtung erschließt: Im Etzelsbacher Gnadenbild sind die Herzen Jesu und seiner Mutter einander zugewandt; sie kommen einander nahe. Sie tauschen einander ihre Liebe aus. Wir wissen, dass das Herz auch das Organ der feinsten Sensibilität für den anderen wie auch des innigsten Mitgefühls ist. Im Herzen Marias ist Platz für die Liebe, die ihr göttlicher Sohn der Welt schenken will.“

Nicht das moderne Leitbild der Selbstverwirklichung, das leicht in Egoismus umschlagen könne, schaffe die wahre Entfaltung des Menschen, mahnt der Papst. Vielmehr sei es die Haltung der Hingabe, die auf das Herz Marias und damit auch auf das Herz des Erlösers ausgerichtet sei.

„Unter dem Kreuz wird Maria zur Gefährtin und Beschützerin der Menschen auf ihrem Lebensweg. In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder und Schwestern ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur ewigen Heimat gelangen. Ja, wir gehen durch Höhen und Tiefen, aber Maria tritt für uns bei ihrem Sohn ein und vermittelt uns die Kraft der göttlichen Liebe.“

Indem die Gottesmutter helfe, so der Papst, wolle sie uns in ihrer mütterlichen Behutsamkeit verstehen lassen, dass unser ganzes Leben die Antwort auf die erbarmungsreiche Liebe unseres Gottes sein soll.

„ Begreife – so scheint sie uns zu sagen –, dass Gott, der die Quelle alles Guten ist und der nie etwas anderes will als dein wahres Glück, das Recht hat, von dir ein Leben zu fordern, das sich rückhaltlos und freudig seinem Willen überantwortet und danach trachtet, dass auch die anderen ein Gleiches tun. „Wo Gott ist, da ist Zukunft“. In der Tat – wo wir Gottes Liebe ganz über unser Leben wirken lassen, dort ist der Himmel offen. Dort ist es möglich, die Gegenwart so zu gestalten, dass sie mehr und mehr der Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus entspricht. Dort haben die kleinen Dinge des Alltags ihren Sinn, und dort finden die großen Probleme ihre Lösung. Amen.“

(rv 23.09.2011 ak)








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