Gefühle des
Papstes „Der Papst war sehr gelassen und zufrieden. Er hat einige Worte
über seine deutsche Herkunft gesagt, das war schön. Außerdem hat er über das Problem
der Kirchenaustritte gesprochen, also warum die Leute sich von der Kirche entfernen.
Darin hat er zwei Situationen differenziert. Zum Einen was die Skandale und zum anderen,
was eine langsame und graduelle Entfernung anbelangt. Dann hat er auch über die Proteste
gesprochen. Er hat gesagt, dass in einer pluralistischen Gesellschaft leicht zu verstehen
und normal ist, wenn mit Respekt die Meinungsverschiedenheiten ausgesprochen werden.
Und der Papst weiß auch, dass großes Interesse an seiner Reise und daran, was er zu
sagen hat, besteht. Die letzte Frage ging über die Ökumene. Er schätzt die Gelegenheit,
in Erfurt den Protestanten zu begegnen und mit ihnen zusammen Zeugnis des Glaubens
an Gott und Christus zu geben. Was uns gemein ist, ist mehr als das, was uns unterscheidet.
In diesem Sinne glaube ich, dass das Gespräch im Flugzeug sehr positiv war und eine
gute Orientierung gegeben hat für die Atmosphäre dieser Reise.“
Zum
ersten Reisetag „Auch der erste Morgen mit dem Empfang im Schloss Bellevue
und mit der wunderbaren Rede des Präsidenten war sehr interessant. Die Rede war klar
und ehrlich, das war sehr positiv und hat eine sehr positive Atmosphäre gegeben. Und
auch wie der Papst das Wort „tief“ zur Charakterisierung der Rede des Bundespräsidenten
hinzugefügt hat. Er hat die Rede glaube ich sehr geschätzt. Dann haben wir diese zwei
wichtigen persönlichen Gespräche mit dem Bundespräsidenten und der Bundeskanzlerin
gehabt. Die haben ziemlich lange gedauert, jeweils 20 Minuten und dann noch 10 Minuten
für den Austausch der Geschenke. Also praktisch eine halbe Stunde mit dem Bundespräsidenten
und seiner Familie und dann mit der Bundeskanzlerin und deren Ehemann. Die Atmosphäre
war in beiden Gesprächen sehr freundlich. Natürlich sind die Inhalte der persönlichen
Gespräche vertraulich und ich habe nicht sehr viel darüber zu sagen. Es war unglaublich,
dass auch der Papst die Gelegenheit genutzt hat, seine große Wertschätzung für Deutschland
und für die Rolle Deutschlands in der jetzigen Lage der Menschheit auszudrücken. Er
schätzt, wie Deutschland solidarisch zur Lösung der Probleme der Krise beitragen kann.
Das Engagement des deutschen Volkes und der deutschen Politik ist sicher als positiver
Aspekt zu bewerten. Der Papst hat für den Bundespräsidenten ein schönes Manuskript
von Tolomäus aus der Biblioteca Vaticana mitgebracht. Der Bundespräsident hat ihm
auf eine sehr sinnhafte Weise eine Spende für Entwicklungshilfe für eine Initiative
von Misereor überreicht. Es wird ein Projekt unterstützt, der den Brunnenbau in einer
Gegend fördert, wo es kein gutes Wasser gibt. Außerdem Teil des Geschenkes war auch
eine Musiksammlung auf CD. Das ist wirklich ein guter Anfang für uns und für den Papst,
wir sind sehr zufrieden mit dieser ersten Begegnung mit seiner Heimat.“
Der
Papst und Frau Wulff „Das Gespräch war ein persönliches Gespräch zwischen
dem Papst und dem Bundespräsidenten und auch der erste Teil von dem Gespräch mit der
Bundeskanzlerin war persönlich. Dann kam die Frau und auch die Kinder und sie waren
sehr freundlich. Ich kann keine besonderen Ausdrücke dafür nennen, aber das Klima
war sehr positiv, keine besonderen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten.“
Zur
Williamson-Affäre „Ich erinnere mich sehr gut an diesen Tag, weil ich
auch daran beteiligt war. Das Problem war eine gute Information. Denn als das geschah,
hatte der Papst schon in der Generalaudienz darüber gesprochen und auch ich hatte
einige Mal darüber gesprochen, vielleicht war das nicht für alle klar. So wurde dieses
Problem in wenigen Tagen völlig geklärt. Ich glaube sogar per Telefon zwischen dem
Papst und der Bundeskanzlerin. Das ist eine vergangene Geschichte, das spielt heute
keine Rolle mehr.“
Zur Lage in Italien „Ich glaube,
dass es klar ist, dass wenn man die Lage in Italien sieht, dass es eine ganze Reihe
von Problemen gibt, die auch mit der Ethik zu tun haben, mit den persönlichen Haltungen,
mit den ökonomischen Tätigkeiten, mit den sozialen Beziehungen und so weiter. Der
Papst spricht immer von der ethischen Seite der Politik, der Wirtschaft und so weiter.
In diesem Sinne haben wir sehr viel zu tun, um verantwortlich die Lage in Italien
zu verbessern.“