Noch im Gebäude des
Deutschen Bundestages hat sich Papst Benedikt am Donnerstag Abend auch mit dem Zentralrat
der Juden in Deutschland getroffen. In seiner Ansprache bekannte er sich zum Miteinander
von Katholiken und Juden und erinnerte an die Shoah.
Er spreche „an einem zentralen
Ort der Erinnerung, der schrecklichen Erinnerung“, sagte der Papst aus Deutschland:
„daß von hier aus die Shoah, die Vernichtung der jüdischen Mitbürger in Europa geplant
und organisiert wurde“.
„Die nationalsozialistische Schreckensherrschaft
gründete auf einem rassistischen Mythos, zu dem die Ablehnung des Gottes Abrahams,
Isaaks und Jakobs, des Gottes Jesu Christi und der an ihn glaubenden Menschen gehörte.
Der „allmächtige“ Adolf Hitler war ein heidnisches Idol, das Ersatz sein wollte für
den biblischen Gott, den Schöpfer und Vater aller Menschen. Mit der Verweigerung der
Achtung vor diesem einen Gott geht immer auch die Achtung vor der Würde des Menschen
verloren. Wozu der Mensch, der Gott ablehnt, fähig ist, und welches Gesicht ein Volk
im Nein zu diesem Gott haben kann, haben die schrecklichen Bilder aus den Konzentrationslagern
bei Kriegsende gezeigt.“
Er sei dankbar dafür, dass seit einigen Jahrzehnten
in Deutschland das jüdische Leben wieder aufblühe – und auch dafür, dass sich der
Dialog der katholischen Kirche mit dem Judentum vertiefe. Die Kirche empfinde „eine
große Nähe zum jüdischen Volk“. Er finde, die Christen müssten sich noch mehr ihrer
„inneren Verwandtschaft mit dem Judentum klar werden“. „Für Christen kann es
keinen Bruch im Heilsgeschehen geben. Das Heil kommt nun einmal von den Juden (vgl.
Joh 4,22). Wo der Konflikt Jesu mit dem Judentum seiner Zeit in oberflächlicher Manier
als eine Loslösung vom Alten Bund gesehen wird, wird er auf die Idee einer Befreiung
hinauslaufen, die die Tora nur als sklavische Befolgung von Riten und äußeren Observanzen
betrachtet. Tatsächlich hebt die Bergpredigt das mosaische Gesetz nicht auf, sondern
enthüllt seine verborgenen Möglichkeiten und lässt neue Ansprüche hervortreten.“