2011-09-22 13:21:01

Papst im Flieger: „Fühle mich als Deutscher“


RealAudioMP3 Während seines Fluges nach Deutschland hat Papst Benedikt XVI. Verständnis für die Proteste in seinem Heimatland geäußert. „Proteste sind normal in einem säkularisierten demokratischen Land“, sagte Benedikt XVI. in einem kurzen Gespräch mit den mitreisenden Journalisten. Die Fragen stellte Vatikansprecher P. Federico Lombardi:

„Eure Heiligkeit, erlauben Sie uns zuerst eine sehr persönliche Frage: Wie deutsch fühlt sich Papst Benedikt noch? Und woran bemerkt er, wie sehr oder zunehmend wenig seine deutsche Herkunft eine Rolle spielt?“

Papst Benedikt XVI.:
„Hölderlin hat gesagt: Am meisten vermag doch die Geburt, und das spüre ich natürlich auch. Ich bin in Deutschland geboren und die Wurzeln kann nicht abgeschnitten werden und soll nicht abgeschnitten werden. Ich habe meine kulturelle Formung in Deutschland empfangen. Meine Sprache ist Deutsch und die Sprache ist die Weise, in der der Geist lebt und wirksam wird. Meine ganze kulturelle Formung ist dort geschehen. Wenn ich Theologie treibe, tue ich das aus der inneren Form heraus, die ich an den deutschen Universitäten gelernt habe und leider muss ich gestehen, dass ich immer noch mehr deutsche als andere Bücher lese, so dass in meiner kulturellen Lebensgestalt dieses Deutschsein sehr stark ist. Die Zugehörigkeit zu dieser eigenen Geschichte mit ihrer Größe und ihrer Schwere kann und soll nicht aufgehoben werden.

Aber bei einem Christen kommt noch etwas anderes hinzu; er wird in der Taufe neu geboren, in ein neues Volk aus allen Völkern hinein, in ein Volk, das alle Völker und Kulturen umfasst und in dem er nun wirklich ganz zu Hause ist, ohne seine natürliche Herkunft zu verlieren. Wenn man dann eine große Verantwortung wie ich die oberste Verantwortung in diesem neuen Volk übernimmt, ist klar, dass man immer tiefer in dieses hinein wächst. Die Wurzel wird zum Baum, der sich vielfältig erstreckt und das Daheimsein in dieser großen Gemeinschaft eines Volkes aus allen Völker der katholischen Kirche wird lebendiger und tiefer, prägt das ganze Dasein, ohne das Vorherige aufzuheben. So würde ich sagen: Es bleibt die Herkunft, es bleibt die kulturelle Gestalt, es bleibt natürlich auch die besondere Liebe und Verantwortung, aber eingebettet und ausgeweitet in die große Zugehörigkeit, in die Civitas Dei hinein, wie Augustinus sagen würde, das Volk aus allen Völkern, in dem wir alle Brüder und Schwestern sind.“

(rv 22.09.2011 ord/mg)







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