Während des Deutschlandbesuches
des Papstes ist für Radio Vatikan auch unser Redaktionsleiter, Pater Bernd Hagenkord,
dabei. Wie sind die ersten Ereignisse aus der Sicht seines „Gefolges“ von Journalisten
verlaufen?
„Es war zunächst einmal ein ruhiger und wie gewohnt professioneller
Flug, ein kurzer Flug noch dazu, fast schon zu kurz, um die übliche Pressekonferenz
abzuhalten. Der Papst beantwortete Fragen zu seinem „Deutschsein“, ob er
sich denn als Deutscher fühle, er sprach zum Missbrauch und zu den Kirchenaustritten
in Deutschland. Aber er tat das vor allem in Italienisch. Es ist meine Erfahrung der
letzten Tage und Wochen, dass es sehr schwierig ist, außerhalb der Deutsch sprechenden
Länder zu vermitteln, wie genau die deutsche Kirche so funktioniert. Deswegen war
es wahrscheinlich sehr wichtig, dass der Papst das für die Weltpresse auf Italienisch
tat. Gerade in der internationalen Presse sind in den letzten Tagen viele
unsinnige und verzerrende Darstellungen über die Kirche in Deutschland geschrieben
worden, über Austritte und so weiter, da hat der Papst gut und klar seine Worte zu
gefunden.“
Wir müssen aber auch auf die Proteste in Berlin eingehen. Waren
die im Ablauf der Papstreise sichtbar? Haben die Einfluss auf den Ablauf oder gar
den Inhalt?
„Während des Fluges hat der Papst natürlich darauf Bezug genommen.
Aber viel wichtiger finde ich, dass die Besuchten, in diesem Fall erst einmal der
Bundespräsident und die Kanzlerin, das auch getan haben. Sie haben das nicht konkret
angesprochen, aber genau das gemacht, was so kritisiert wird, sie haben den Papst
als Staatsgast angesprochen und empfangen. Bundeskanzlerin Merkel hat ganz
klar die europäische Einigung und die Finanzmärkte angesprochen, dass sind politische
Themen. Der Papst wird als jemand empfangen, der für Deutschland und Europa nicht
nur in geistlicher und kirchlicher Hinsicht wichtig ist, der auch für die ganze Gesellschaft
und für die Politik wichtig ist. Beim Willkommen in Schloss Bellevue hat
Bundespräsident Wulff ebenfalls konkret Erwartungen angesprochen, zwar eher was bürgerliches
Engagement angeht, aber trotzdem sehr klar und deutlich. Das waren nicht nur höfliche
Worte, hier wird sichtbar, dass der Papst und die Kirche zur Gesellschaft und zum
Staat beitragen können, dass das erwartet wird. Das ist ganz klar der Besuch eines
Staates, nicht nur der Kirche.“