Schon als Theologieprofessor wurde Joseph Ratzinger von der Stasi bespitzelt. Das
berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk am Wochenende. Auf den hohen Kirchenvertreter
seien ungefähr zwölf sogenannte inoffizielle Mitarbeiter seit den 70-er Jahren zur
Bespitzelung angesetzt gewesen. Nach Angaben der ARD-Anstalt hat die DDR-Staatssicherheit
(MfS) auch in den Dienstgesprächen mit zwei Generalsekretären der Berliner Bischofskonferenz
der katholischen ostdeutschen Bischöfe Erkundigungen eingezogen.
Einer der
beiden Beschuldigten sei inzwischen jedoch nachweislich entlastet, so der Theologe
Josef Pilvousek von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt gegenüber
dem Kölner Domradio. Grundsätzlich sei fast jeder hochrangige Bürger aus dem Westen
in den Blick der Stasi geraten, so der Theologe weiter: „Vor allem Kirchenvertreter.
Die Kirche galt in der DDR als Hort des Kapitalismus. Und Joseph Ratzinger war neben
Karl Rahner der berühmteste Theologe zu dieser Zeit.“
Das MfS interessierte
sich laut MDR-Bericht bei einem Thüringenbesuch schon im Jahr 1974 für den damaligen
Theologieprofessor, habe damals jedoch keine geeigneten Informanten gehabt. Mit wachsender
Bedeutung Ratzingers in der katholischen Kirche habe jedoch die Auslandsabteilung
der Staatssicherheit die Beobachtung übernommen und mindestens ein Dutzend Inoffizielle
Mitarbeiter auf ihn angesetzt.
So gaben laut MDR zwei DDR-Universitätsprofessoren
Berichte über Ratzinger ab. Unter den Spitzeln aus der Bundesrepublik seien ein Benediktinerpater
aus Trier und mehrere Journalisten gewesen. Nach MDR-Recherchen gab es auf mehreren
hundert Seiten Informationen des MfS über Ratzinger, die allerdings wenig aussagekräftig
seien. Die einzelnen Berichte seien fast vollständig gelöscht worden. Erhalten seien
nur registerartige Karteien mit grundlegenden Informationen über Autor und Anlass
der Informationssammlung.