Höhepunkt und Erbe
des Münchener Friedenstreffens ist der gemeinsame Appell der Religionen. Er wurde
am Dienstag Abend auf dem Marienplatz feierlich verlesen. Hier sind die Kernsätze
daraus.
„Nach zehn Jahren, die gezeichnet waren von der Kultur der Gewalt und
dem Wahnsinn des Terrorismus und in einer Welt, in der ein entfesselter Kapitalismus
scheinbar das Geschehen beherrscht und sich eine neue Armut zeigt, haben wir innegehalten,
um in Einfachheit zu beten, aufeinander zu hören und über die Zukunft nachzudenken.
Die Versuchung ist groß, verschlossen zu leben und auch die Religionen zur
Abgrenzung zu benutzen. Diese Versuchung hat sich durch die Weltwirtschaftskrise noch
zugespitzt. Die Welt scheint teilweise das Bewusstsein der eigenen Begrenztheit verloren
zu haben. Sie neigt häufig dazu, mehr das Trennende zu suchen als die Sympathie gegenüber
dem anderen. Sie achtet mehr auf die Bedürfnisse des Ich als auf das Gemeinwohl. In
vielen Regionen der Welt sind zunehmende Gewalt und eine Sinnkrise spürbar. Eine Wende
ist notwendig!
Die Globalisierung bietet nämlich zahlreiche Chancen, doch
sie benötigt eine Seele. Der Egoismus führt zu einer Zivilisation des Todes und bringt
auch real vielen Menschen den Tod. Daher müssen wir den Blick erheben, uns für die
Zukunft öffnen und fähig werden, eine Globalisierung der Gerechtigkeit zu verwirklichen.
Mit Entschiedenheit müssen wir uns mit der Frage des Friedens in all seinen Facetten
beschäftigen. Denn wir sind zum Zusammenleben bestimmt und tragen alle die Verantwortung
für die Kunst des Zusammenlebens. In der heutigen Zeit hat sich der Dialog als intelligente
und friedliche Waffe erwiesen. Er ist die Antwort auf die Prediger des Terrors, die
sogar die Worte der Religionen verwenden, um Hass zu verbreiten und die Welt zu spalten.
Nichts ist verloren mit dem Dialog.
Wir sind uns der Verantwortung der Religionen
für die Gefährdung des Friedens bewusst, immer dann, wenn sie nicht den Blick nach
oben gerichtet haben. Wer den Namen Gottes gebraucht, um den anderen zu hassen und
zu töten, lästert den heiligen Namen Gottes. Daher können wir sagen:
Es gibt
keine Zukunft im Krieg! Es gibt keine Alternative zum Dialog.“