Merkel bei Friedenstreffen: Politik braucht Religionsdialog
In München geht an
diesem Dienstag das internationale Friedenstreffen zu Ende. Die Gemeinschaft Sant’Egidio
hatte es in Zusammenarbeit mit dem Erzbistum München und Freising organisiert. Genau
25 Jahre nach dem ersten Gebetstreffen von Assisi und genau zehn Jahre nach den Attentaten
vom 11. September beriet und sprach man über Möglichkeiten, über Religions- und Konfessionsgrenzen
hinweg den Frieden weltweit zu fördern. Die Rolle der Religionen sei unverzichtbar,
dennoch nicht immer gleich akzeptiert. So wies Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf
hin, dass weltweit immer noch Religion missbraucht werde, vor allem für die Legitimierung
von Gewalt und Unterdrückung, bis zum Terror:
„Umso wichtiger ist der Dialog
der Religionen, die Gemeinsamkeit der Religionen. … Politik kann Zusammenhalt fördern,
aber sie kann ihn eben nicht verordnen. Wir leben von Dingen, die wir selber nicht
schaffen können. Die Basis für ein Gemeinschaftsgefühl bildet sich eben im vorpolitischen
Raum, und dort spielen die Kirchen eine zentrale Rolle. Ihre Offenheit für andere,
ihr Anspruch der Nächstenliebe, die Akzeptanz, dass Menschen auch Fehler begehen,
dass Menschen aufgehoben sind: All das prägt Einstellungen für unsere Gesellschaft,
auf denen Politik aufbauen kann, die Politik aber nicht selber schaffen kann.“
Krieg
sei der Vater der Armut, den Frieden könne man als Mutter aller Entwicklung bezeichnen,
so Merkel. Die Armut und gleichzeitig die Gründe und Strukturen der Armut bekämpfen,
dafür stehe die Kirche und dafür stehe auch Sant’Egidio.
„An solche Grundhaltungen
und ethischen Überzeugungen müssen politische Entscheidungen dann anknüpfen. Sonst
laufen sie ins Leere. Deshalb sind Treffen wie das Ihre hier in München so wunderbar,
so wichtig, so inspirierend.“
Einer der Teilnehmer am Treffen war der Patriarch
der Koptisch-Katholischen Kirche, Kardinal Antonios Naguib. Auf dem Hintergrund der
Unruhen in Ägypten, woher er stammt, wolle er an der ethischen und christlichen Grundhaltung
dieses Treffens partizipieren.
„Es hilft, weil es zeigt, dass es so viele
gibt, die die Bewegung für Demokratie, Freiheit und Gleichheit in einem Land fördern,
in dem jeder seinen Platz zum Leben findet, Verantwortung übernimmt und sich dafür
einsetzt, das Land aufzubauen, zum Wohle aller.“
Das Treffen endet mit
Gebeten für den Frieden an verschiedenen Orten in den unterschiedlichen religiösen
Traditionen, unter anderem im Dom und in der Synagoge am Jakobsplatz, danach wird
bei der zentralen Abschlussveranstaltung ein Friedensappell 2011 unterschrieben werden.