2011-09-07 17:13:51

Vatikan/Österreich/EU: Mehr Austausch über Religionsfreiheit


RealAudioMP3 Die EU-Außenpolitik könnte in delikaten Fragen der Religionsfreiheit von Exklusiv-Informationen aus dem Vatikan profitieren. Das denkt Österreichs Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP). Er hat deshalb an diesem Mittwoch im Gespräch mit Papst Benedikt XVI. mehr Informationsaustausch zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Europäischen Auswärtigen Dienst angeregt. Das erklärte Spindelegger im Anschluss an das Vieraugengespräch in Rom nach der Generalaudienz. Insbesondere habe er den Papst von seinem Vorstoß gemeinsam mit seinem italienischen Ressortkollegen Franco Frattini erzählt, dass der Europäische Auswärtige Dienst in Zukunft einen Jahresbericht zum Stand der Religionsfreiheit in der Welt vorlegen solle.

„Das hat den Heiligen Vater sehr interessiert, und ich habe angeregt, dass es künftig einen stärkere Verbindung zwischen der Kommission und dem Vatikan geben könnte, denn diese detaillierten Informationen, die der Vatikan über Christenverfolgung hat, die haben wir letztlich nicht in dieser Tiefe. Nämlich auch dort, wo das Leben praktisch stattfindet, in eine Pfarre, wo Priester eben auch berichten können, was vorfällt. Das ist auch für uns eine aufschlussreiche Informationsquelle.“

In diesem Zusammenhang sprachen der Papst und der Außenminister, der gleichzeitig Obmann der österreichischen Volkspartei ist, auch über den arabischen Frühling.

„Die Auswirkungen des arabischen Frühlings treffen uns alle. Wird es eine Verschärfung geben in religiöser Hinsicht, was den Islam anlangt? Oder wird sich das in die Richtung eines stärkeren Dialogs und mehr demokratische Rechte der Bürger hin entwickeln? Ich habe meine Zweifel, ob man da nur von positiven Zeichen sprechen kann, und der Heilige Vater hat mir bestätigt, dass es da große Sorge seitens der Katholischen Kirche gibt, dass möglicherweise Radikalisierungen die Folge sein könnten.“

Spindelegger ist Katholik; in Österreich läuft seit Monaten eine hitzige Debatte über Vorschläge der so genannten Pfarrer-Initiative, die einen „Aufruf zum Ungehorsam“ gestartet hatte und eine Reihe von Reformanliegen hat, die von der Kirchenspitze überwiegend nicht gerne gesehen werden. Papst Benedikt habe, so Spindelegger, von sich aus die Rede auf dieses Thema gebracht.

„Natürlich haben wir auch über diese Initiative gesprochen, aber ich bitte gleich um Verständnis, das war ein Vieraugengespräch, ich habe meine Einschätzung als Katholik in Österreich wiedergegeben, und er mir seine als Oberhaupt der katholischen Kirche, und ich bitte zu respektieren, dass ich das nicht ausbreiten möchte.“

Eine jüngere Entwicklung im säkularen Westen ist das Aufkommen einer entschiedenen Intoleranz gegenüber Christen. Das Phänomen zeigt sich subtiler als die Christenverfolgung in Ländern mit Demokratiedefizit, dennoch ist es vorhanden. In Österreich sieht Spindelegger keine direkte Diskriminierung von Christen.

„Ich habe keine Anzeichen, dass das über das hinaus, wo Einzelpersonen über die Stränge schlagen, ein bedenkliches Ausmaß annimmt. In Österreich haben wir eine lange Tradition des Dialogs, etwa die islamische Glaubensgemeinschaft, die vor fast 100 Jahren anerkannt wurde, 1912. Man war immer gewohnt, miteinander umzugehen. Wir haben auch jetzt einen guten Dialog mit der islamischen Glaubensgemeinschaft und setzen da viele Initiativen. Aber die Herabwürdigung ist eher eine persönliche Frage, die mir da Sorgen macht. Die bezieht sich nicht nur auf das Christsein, sondern ganz generell diese Art, in völlig respektlosem Ton anderen zu begegnen, alles abzuqualifizieren mit einer Handbewegung: diese persönliche Würde eines Menschen nicht anzuerkennen, ist etwas, was in unsere Gesellschaft manchmal Ausmaße annimmt, die mir Sorgen machen.“

Spindelegger ist seit dreieinhalb Monaten Obmann der österreichischen Volkspartei. Papst Benedikt habe sich bei ihm auch über die Entwicklung der Partei informiert, sagte Spindelegger.

„Er hat sich sehr interessiert gezeigt, wie bei uns in der Volkspartei christliche Grundwerte verankert sind, und weas wir diesbezüglich vorhaben. Ich habe ihm erzählt überdie Frage der Familiendiskussion, die wir jetzt in Österreich beginnen, und wir haben uns darüber ausgetauscht.“

(rv 07.09.2011 gs)









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