Vor überzogenen Erwartungen
an das Treffen von Papst Benedikt XVI. mit der Evangelischen Kirche in Deutschland
hat der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, gewarnt.
Am 23. September in Erfurt sei „nichts grundstürzend Neues“ im Sinne einer Änderung
des Kirchenverständnisses oder der Position zum Abendmahl der reformatorischen Kirchen
zu erwarten, sagte Langendörfer am Dienstagabend in Berlin. Viele offene Fragen seien
nur in langwierigen Prozessen zu beantworten, so der Jesuit, der auch Generalkoordinator
des Papstbesuchs ist. Der Papst besucht Deutschland vom 22. bis zum 25. September.
Langendörfer verwies auf die Deutschlandvisite von Papst Johannes Paul II.
im Jahr 1980. Damals wurde eine Gemeinsame Ökumenische Kommission gegründet, in deren
Auftrag ein Arbeitskreis über gegenseitige Lehrverurteilungen der Kirchen im 16. Jahrhundert
beriet. Das Gremium kam zu dem Ergebnis, dass die damaligen Verurteilungen der je
anderen Konfession den heutigen Partner nicht mehr träfen. Langendörfer äußerte sich
bei einem Medienempfang des Erzbistums Berlin.
Dialogprozess Mit
Blick auf den im vergangenen Jahr gestarteten „Dialogprozess“ in der katholischen
Kirche Deutschlands warnte Langendörfer vor einer Erwartung, dass der Papst dabei
als „Schiedsrichter zwischen widerstrebenden Äußerungen auftritt“. Vielleicht werde
Benedikt XVI. aber Hinweise geben, wie die Kirche „zu neuer Vitalität, innerer Stärke
und mehr Zukunftsoptimismus finden kann“. Der von der Bischofskonferenz gestartete
Dialogprozess soll in mehreren Schritten bis 2015 Perspektiven für die Kirche entwickeln.
Rund 30 Millionen Euro Langendörfer verteidigte zudem die
Kosten der Visite von Benedikt XVI. „Wenn ein Papst Deutschland nicht zurückgezogen
im kleinen Kämmerlein besuchen soll, sondern wie in Berlin vor rund 70.000 Menschen
im Olympiastadion predigen will, dann muss man Geld in die Hand nehmen“, sagte Langendörfer.
Man könne über die Summe von voraussichtlich rund 30 Millionen Euro streiten. Dies
sei aber auch bei den Kosten anderer Staatsbesuche oder von Demonstrationen möglich.
Zur Forderung, mit den für den Papstbesuch vorgesehenen Mitteln besser die Länder
Ostafrikas zu unterstützen, sagte der Jesuit: „Wir werden diese Menschen nicht vergessen“.