Benedikt XVI.: „Das Entscheidende am Gebet: Den Glauben nicht zertrampeln lassen,
im Vertrauen an Gott bleiben.“
Es war die erste Generalaudienz
nach den Sommerferien, die wieder auf dem Petersplatz in Rom stattfand. Bei strahlendem
Sonnenschein und unter vielen vor allem lateinamerikanischen Klängen empfing der Papst
wieder tausende von Gläubigen. In seiner Katechese setzte Benedikt XVI. seine Reihe
über das Beten fort. War er vor dem Sommer vor allem auf alttestamentliche Gestalten
eingegangen, befasste er sich an diesem Mittwoch mit „dem Gebetbuch schlechthin“ der
Bibel, dem Buch der Psalmen, genauer: Psalm 3, gleichzeitig ein Hilferuf und Ausdruck
des Vertrauens in Gott:
„Nach der Überlieferung soll Hintergrund dieses
Psalms die Flucht Davids vor seinem Sohn Abschalom sein, als dieser den Königsthron
an sich reißen wollte. Der Psalmist klagt über die große Gefahr und die Überzahl der
Feinde. Er steht allein gegenüber einer großen Übermacht. Aber nicht nur Unheil und
Tod drohen ihm; sondern die Feinde versuchen auch, den Glauben auszureden, zu sagen:
‚Gott kann dir gar nicht helfen, will dir nicht helfen’. Doch der Beter lässt sich
in seiner innersten Versuchung nicht besiegen. Er bleibt bei seinem Vertrauen an Gott
und spricht ganz persönlich zu ihm: ‚Du aber, Herr, bist ein Schild für mich, du bist
meine Ehre und richtest mich auf’ (Vers 4).“
Der Hilfeschrei des Beters
werde aufgefangen im Glauben an die Nähe Gottes und an seine Hilfe, so der Papst weiter.
Diese falle allerdings nicht immer so aus, wie wir uns das wünschten. Ein Beispiel
hierfür sei der Herr am Kreuz.
„Das Entscheidende am Gebet ist eben, dass
wir uns nicht die Nähe Gottes ausreden lassen, dass wir uns den Glauben nicht zertrampeln
lassen von der Übermacht dessen, was uns entgehen steht. Sondern dass wir gerade inmitten
dessen, was gegen Gott und gegen uns steht beim Glauben an ihn bleiben. Dann erfahren
wir, dass er der Stärkere ist. Dann wird es so sein, wie im Psalm, dass man zum Schluss
gar nicht mehr an die Vielen denkt, sondern nur noch an den Einen: ‚Du bist meine
Hilfe und mein Heil’. Von ihm her findet er den inneren Frieden und die Ruhe. Inmitten
von Gefahr und Not kann er sich vertrauensvoll Gott überlassen. Er weiß und wir wissen
im Glauben: ‚Beim Herrn finden wir Hilfe’ (Vers 9).“
Aus dieser Haltung
heraus finde der Beter Frieden und Ruhe, auch der Beter heute, so der Papst. Die Zuversicht
gilt nicht nur dem Psalmisten damals, sondern auch uns. „Das Gebet der Psalmen
öffnet unser Herz der tröstlichen Gewissheit des Glaubens: Gott ist da, Gott ist immer
nahe, auch in den Schwierigkeiten, Problemen und Dunkelheiten des Lebens. Wir müssen
lernen, seine Gegenwart zu erkennen und seine Wege anzunehmen. So soll dieser Psalm
uns ermutigen darum zu bitten, dass der Herr uns Glauben schenke, uns fähig mache,
zu jeder Zeit zu beten und im Vertrauen auf ihn zu leben und so wirkliches Leben zu
finden. Gott segne euch alle.“ (rv 07.09.2011 ord)
Psalm 3: 1 [Ein
Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Abschalom floh.] 2 Herr, wie zahlreich
sind meine Bedränger; so viele stehen gegen mich auf. 3 Viele gibt es, die
von mir sagen: „Er findet keine Hilfe bei Gott.“ [Sela] 4 Du aber, Herr, bist
ein Schild für mich, du bist meine Ehre und richtest mich auf. 5 Ich habe laut
zum Herrn gerufen; da erhörte er mich von seinem heiligen Berg. [Sela] 6 Ich
lege mich nieder und schlafe ein, ich wache wieder auf, denn der Herr beschützt mich.
7 Viele Tausende von Kriegern fürchte ich nicht, wenn sie mich ringsum belagern.
8 Herr, erhebe dich, mein Gott, bring mir Hilfe! Denn all meinen Feinden hast
du den Kiefer zerschmettert, hast den Frevlern die Zähne zerbrochen. 9 Beim
Herrn findet man Hilfe. Auf dein Volk komme dein Segen! [Sela]