Deutschland: Raffael-Madonnen in Dresden glücklich vereint
Zwei Zwillingsmadonnen
von Raffael, eine aus Dresden, die andere aus dem Vatikan, sind ab diesem Dienstag
für die Zeit einer Ausstellung wieder vereint. In Dresden ist dieses kleine Kunstwunder
möglich geworden, eine Hommage an Papst Benedikt kurz vor seinem Deutschlandbesuch.
Es handelt sich um zwei weltberühmte Gemälde, die Raffael im selben Jahr, nämlich
1512, malte: die so genannte Sixtinische Madonna in Dresden und die Madonna von Foligno,
die normalerweise in den Vatikanischen Museen hängt.
„Das ist ein Weltereignis“,
sagte bei der Vorstellung der Schau im Juni Arnold Nesselrath, der als Raffael-Forscher
an den Vatikanischen Museen die Abteilung für die Kunst der Neuzeit leitet. „Das
hat es zuletzt vor 500 Jahren gegeben, in Raffaels Werkstatt, und Raffaels beide ersten
großen römischen Altarbilder, zwei Marienvisionen, die im selben Jahr entstanden sind,
zusammenhängen zu können, ist einfach ein ganz großer Traum. Mehr kann man sich als
Raffael-Forscher nicht wünschen.“
„Himmlischer Glanz. Raffael, Dürer und
Grünewald malen die Madonna“ heißt die Ausstellung, die an diesem Dienstag im Semperbau
am Zwinger beginnt. Gerade für Dresden ist das „Gipfeltreffen der Raffael-Madonnen“
eine echte Staatsaffäre, sagt Martin Roth, der bis zu seinem Wechsel nach London vor
wenigen Tagen als Generaldirektor die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden leitete.
„Es
ist für eine Stadt wie Dresden, die gebeutelt und betroffen war in der Geschichte,
in denen die Kunstsammlungen immer so etwas waren wie das Rückgrat für die Menschen,
um wieder aufrecht zu stehen mit einem gewissen Stolz, etwas ganz Besonderes. Es geht
auch darum, wieder eine Identität zu erreichen. Und da spielt die Sixtinische Madonna
eine ganz zentrale Rolle, nicht nur in Dresden. Schauen Sie sich die russische Literatur
an mit Dostojewski und Tolstoj, gehen Sie auf das Landgut von Tolstoj und sie werden
sehen, dass das ganze Landgut der Sixtinischen Madonna von Raffael gewidmet ist. Also
dieses Verbindende über politische Systeme und Religionen hinweg ist etwas ganze Besonderes.
Und wenn wir die Möglichkeit haben, anlässlich des Besuches des Heiligen Vaters darauf
hinzuweisen, ist das ein Zeichen, das weit über die Kunstgeschichte hinausgeht.“