Österreich: Gehorsamsfrage nicht mit der Brechstange zu lösen
Mit der „Brechstange“ Lösungen erzwingen zu wollen, ist der falsche Weg. Das hat der
Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück mit Blick auf die „Ungehorsamsdebatte“ in
der ORF-Sendung „Orientierung“ erklärt. Letztlich gehe es um die Frage, wie Konflikte
geregelt werden könnten, und hier seien weder der Appell zum Ungehorsam noch rein
formale Einforderungen von Gehorsam keine guten Wege, so der Dogmatiker. Tück betonte
mit Blick auf den „Ungehorsamsaufruf“, dass Kirche nicht wie „nicht wie Meinungsbildungsprozesse
innerhalb der Demokratie“ funktioniere. Denn Wahrheiten innerhalb der Kirche würden
„letztlich nicht durch majoritäre Konsensbildungsprozesse erzeugt“, sondern es sei
immer „die Rückorientierung an Schrift und Tradition, die sich letztlich im Amt kondensiert,
maßgeblich“. Allerdings bringt die Pfarrerinitiative laut Tück „etwas mehr Ehrlichkeit“
in die Debatte, weil es im Alltag stillschweigend häufig zu Regelverstößen komme.
Die
Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel erklärte gegenüber
dem ORF, Kirche habe im Laufe der Zeit immer auch dazugelernt. Generell sei sie „froh“,
in einer Kirche zu leben, die zwar klare Regeln habe, gleichzeitig aber „der langen
Tradition folgt, dass im konkreten, seelsorglichen Alltag auf die konkrete Situation
der Menschen“ Rücksicht genommen werde und „das Heil der Menschen oberstes Prinzip“
sei.
Zum Strukturprozess in der Erzdiözese Wien betonte Prüller-Jagenteufel,
hier komme sehr viel an Veränderung im Gang, mehr als bei der Pfarrer-Initiative im
Blick sei. Man stelle sich „ehrlich der Situation, wie sie jetzt eben ist“. Auch innerhalb
der Rahmenbedingungen des geltenden Kirchenrechts sei „viel Entwicklung möglich“,
gab sich die Pastoralamtsleiterin überzeugt.