2011-09-03 13:16:38

„Niemals Untersuchungen behindert oder unterlaufen“: Der Vatikan antwortet auf Vorwürfe aus Irland


RealAudioMP3 Der Heilige Stuhl hat zu keiner Zeit versucht, die Untersuchung vom Umgang mit Missbrauchsfällen durch die irische Regierung oder durch die irischen Bischöfe zu verhindern oder zu unterlaufen. So heißt es in einem Dokument, das der Vatikan an diesem Samstag als Antwort auf die in Irland geäußerten Vorwürfe veröffentlicht hat. In diesem ausführlichen und mehr als 20 Seiten langen Communiqué antwortet der Vatikan auf eine Bitte des irischen Außenministers Eamon Gilmore um eine Antwort auf den Cloyne Report. In diesem im Juli 2011 veröffentlichten Bericht waren Fehler der Kirche im Umgang mit Missbrauchfällen im Bistum Cloyne bemängelt worden. Das Communiqué wurde der Geschäftsträgerin der Republik Irland beim Heiligen Stuhl, Helena Keleher, an diesem Samstag übergeben und gleichzeitig auch veröffentlicht.

„Schwere und verstörende Fehler"
Der Vatikan habe den Bericht, der „schwere und verstörende Fehler im Umgang mit Anklagen sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Kleriker“ ans Licht gebracht habe, aufmerksam studiert, heißt es in dem Text. Der Heilige Stuhl sei betrübt und beschämt von den Verbrechen des Missbrauchs, man sei aber auch beunruhigt über die schwerwiegenden Fehler in der Leitung der Kirche im Umgang damit. Besonders beunruhigend sei es, dass diese Fehler trotz und gegen anderslautende Richtlinien der Bischöfe und Ordensoberen sowie gegen die Normen der Vatikan geschehen seien, so der Text.

Der Brief von 1997
Im Folgenden geht die Antwort im Einzelnen auf die verschiedenen im Cloyne-Report gemachten Vorwürfe ein. Diese betreffen vor allem einen Brief aus dem Jahr 1997, verfasst vom damaligen Nuntius in Irland, Luciano Storero, an die Bischöfe des Landes. Dieser Brief sei als Hinweis gelesen worden, der Vatikan sei gegen einen strikten Umgang mit den Missbrauchsfällen gewesen. Der Vatikan stellt nun die rechtliche Stellung des Briefes klar: Man habe dort lediglich festgestellt, dass die Richtlinien zum Umgang mit Missbrauch, die sich die irischen Bischöfe gegeben hatten, nicht kanonisch verbindlich seien in dem Sinn, dass Rom seine kirchenrechtlich notwendige „Recognitio“, also Bestätigung gegeben hätte. Das habe aber nicht bedeutet, dass man die Richtlinien als gegen das Kirchenrecht verstoßend angesehen habe.

Es ging um sichere Verfahren
Über diese Frage war vor allem in Irland diskutiert worden: Wollte der Vatikan und insbesondere die Kleruskongregation die Anwendung der bischöflichen Regeln unterlaufen? Der Vatikan stellt nun fest, dass das kirchenrechtliche Verfahren im Gegenteil sicherstellen wollte, dass die Richtlinien wasserdicht seien, damit danach keine kirchlichen Berufungsverfahren die Ungültigkeit von getroffenen Maßnahmen feststellen würden.

Zusammenarbeit mit dem Staat
In keiner Weise habe der Vatikan außerdem die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen verhindern wollen; kirchenrechtlich korrektes Vorgehen lasse diese Zusammenarbeit ausdrücklich zu. Die Kleruskongregation habe ihre Bedenken gegen die Verpflichtung zum Melden von Missbrauchfällen geäußert, habe aber die Bischöfe nicht an Meldungen gehindert, noch sie ermuntert, gegen irisches Recht zu verstoßen. Der damalige Präfekt der Kongregation, Kardinal Dario Castrillon Hoyos, habe das auch in einem Treffen mit irischen Bischöfen sehr klar ausgedrückt. Er wird in dem Text zitiert mit den Worten: „Die Kirche soll durch ihre Hirten (Bischöfe) in keiner Weise dem legitimen Ablauf der zivilen Gerichtsbarkeit hinderlich sein“ (12. Nov 1998). Schließlich habe sich der irische Staat selber gegen die verpflilchtende Meldung entschieden. Es sei schwierig, so der Text, den Vorwürfen, der Vatikan habe irisches Recht verletzt, zu folgen.

Antwort an die Politiker
Das Vatikan-Dokument geht außerdem auf die Äußerung einiger irischer Politiker in der jüngeren Vergangenheit ein. So verstehe man zwar den tiefen Ärger in der Öffentlichkeit über die Ergebnisse des Cloyne-Reports, man könne aber die Vorwürfe, die Premierminister Enda Kenny im Parlament gemacht hatte, nur zurückweisen. Man habe keine staatliche Untersuchung behindert. Ebenfalls habe man nicht die Bemühungen der irischen Bischöfe unterlaufen, die Vorfälle aufzuklären, wie der irische Außenminister gesagt hatte.

Effektive Bekämpfung der Plage Missbrauch
Zuletzt, heißt es wörtlich in dem Dokument, „begrüßt der Heilige Stuhl alle objektiven und hilfreichen Beobachtungen und Vorschläge, um mit Bestimmtheit das schreckliche Verbrechen von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen bekämpfen zu können. Der Heilige Stuhl möchte noch einmal klarstellen, dass er die tiefe Besorgnis und die Beunruhigung teilt, die die irischen Autoritäten, die Bürger Irlands allgemein und die Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubigen mit Blick auf die kriminellen und sündhaften Akte des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker und Ordensleute ausgedrückt haben. Er anerkennt auch den verständlichen Ärger, die Enttäuschung und das Gefühl des Verrats der Betroffenen – vor allem der Opfer und ihrer Familien – durch diese widerwärtigen und bedauernswerten Handlungen und durch die Art und Weise, wie diese mitunter von kirchlichen Autoritäten behandelt wurden; für all dies möchte (der Heilige Stuhl) sein Bedauern über alles, was geschehen ist, ausdrücken.“ Man sei zuversichtlich, dass die in der Kirche eingeführten Maßnahmen dazu beitragen, dass Missbrauch in Zukunft besser verhindert werden könne. Gleichzeitig wolle man auch die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat auf diesem Gebiet, denn diese sei für die effektive Bekämpfung der Plage Missbrauch wesentlich.

(rv 03.09.2011 ord)








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