Polen: Kongress von Ordensfrauen gegen Menschenhandel
Ordensfrauen vereint
gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution: vor zwei Jahren haben sich Schwestern
in Ost- und Westeuropa zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, das entschieden gegen
die Ausbeutung von Frauen als Sklavinnen der Sexindustrie vorgeht. Das Netzwerk heißt
„Renate“, eine Abkürzung für „Religious in Europa Networking Against Trafficking and
Exploitation“. Am kommenden Sonntag beginnt bei den polnischen Salvatorianerinnen
in Trzebinia bei Krakau eine internationale Konferenz zum Thema. Sprecherin des Netzwerks
in Deutschland ist die Missionsärztliche Schwester Dagmar Plum:
„Wir möchten
ein größeres Bewusstsein schaffen für diese Problematik, denn Pornografie ist ja inzwischen
weit verbreitet und toleriert, auch gegen die schwereren, gewalttätigeren Formen hat
im Grund niemand mehr Einwände. Und Prostitution, naja, das gab´s schon immer – wir
werden oft mit diesem billigen Argument abgefertigt.“
Im Windschatten dieser
Haltung hat Zwangsprostitution ein nie gekanntes Ausmaß angenommen, sagt die Ordensfrau.
Es begann mit der Wende, der Armut in den osteuropäischen Staaten, den Versprechungen
des reichen Westens. Deutschland erlaubt seit 2002 freiwillige Prostitution. Eine
solche Gesetzeslage aber erleichtert den Menschenhändlern ihr Handwerk, weil der Unterschied
zwischen freiwilliger und Zwangsprostitution auf den ersten Blick nicht zu erkennen
ist.
„Ich denke, dass die Empfängerländer, Deutschland etwa hat einen hohen
Ausländeranteil bei den Prostituierten, und auch die Kirchen in diesen Ländern eine
große Verantwortung haben gegenüber diesen Frauen. Und was mit denen in unserem Land
geschieht. Wir betrachten uns als Rechtsstaat. Aber ich kann mir nicht vorstellen,
dass das auf Dauer gut geht, wenn man solche Zustände toleriert. Da brauchen wir aber
auch die Hilfe der osteuropäischen, zunächst, Schwestern, denn da ist die Vertrauensbasis
vorhanden, selbst wenn man sich nicht kennt. Und es sind in Osteuropa schon eine ganze
Reihe Ordensfrauen engagiert, die diese Arbeit machen.“
Ihren Einsatz
für die missbrauchten Frauen leisten die Schwestern meist im Verborgenen. Viele von
ihnen wünschen sich mehr Rückhalt auch in der Kirche.
„Das Problem ist
auch, dass diese Frage in der Kirche keine Rolle spielt. Es ist ein Tabuthema, über
das man nicht gern spricht. Aber eigentlich gehören diese geschändeten Frauen auch
in kirchliche Kreise. Jesus steht natürlich auch für diese Frauen.“