2011-08-30 11:00:18

Liturgie – was Sie schon immer darüber wissen wollten
Heute: Was denkt Benedikt XVI. über Liturgie


RealAudioMP3 Immer dasselbe und doch so bunt: Die Liturgie prägt das Leben eines jeden Gläubigen. Was für Katholiken selbstverständlich ist, ist aber doch nicht bei allen so bekannt. In der heutigen Sendung hören wir, was Papst Benedikt XVI. über Liturgie gesagt hat.

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Papst Benedikt und die Liturgie: Da denkt man wohl an die Debatte um die sogenannte „alte Messe“. Um das geht es hier nicht. Wir wollen vielmehr die allgemeine Einstellung Benedikts zu Liturgie aufzeigen. Machen wir einen Schritt zurück: Kardinal Joseph Ratzinger hatte im Jahr 2000 ein Buch über die Liturgie geschrieben. Titel des Werkes: Liturgie im Geist des Glaubens. Bereits 1981 hatte er mit dem Buch „Fest des Glaubens“ wichtige Anstöße für die liturgische Feier und eine ihr entsprechende und sie begründende Theologie gegeben. Kardinal Ratzinger stellt in seinem Grundlagenwerk von 2000 die großen Linien authentischen liturgischen Verständnisses im Einklang mit dem Glauben heraus. Als dessen lebendigen Ausdruck sieht er die würdige Feier der Erlösungsgeheimnisse in heiligen Zeichen und Riten.

Liturgie ist ein Gespräch, so Papst Benedikt XVI. in einer Predigt im Vatikan vom 5. Februar 2006. Jesus spreche mit dem Vater und erhebe seine menschliche Seele in der Gemeinsaft mit der Person des Sohnes, so dass die Menschennatur des Sohnes, die mit ihm vereint sei, im dreifaltigen Dialog mit dem Vater spreche; und so ermöglicht er auch uns das wahre Gebet, sagte der Papst.

„In der Liturgie betet Jesus mit uns, und wir beten mit Jesus und treten so in einen wirklichen Kontakt mit Gott, treten ein in das Geheimnis der ewigen Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit.“

Die Liturgie sei aber vor allem Gebet, erläuterte der Papst bei der Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom, 22. Februar 2007.

„Zuerst Zuhören, dann Antworten, sei es im Antwortpsalm oder im Gebet der Kirche oder im eucharistischen Hochgebet. Wir feiern die Liturgie richtig, wenn wir sie in einer „betenden“ Haltung feiern, indem wir uns dem Geheimnis Christi und seinem Gespräch als Sohn mit dem Vater anschließen. Wenn wir die Eucharistie in dieser Weise feiern – zuerst als Zuhören, dann als Antwort, somit als Gebet mit den vom Heiligen Geists angezeigten Worten -, dann feiern wir sie richtig. Und die Menschen werden hineingezogen durch unser gemeinsames Gebet in den engsten Kreis der Kinder Gottes.“

Besonnenheit und Augenmaß gehören gemäß Papst Benedikt XVI. zur Weiterentwicklung der Liturgie. In einer Ansprache vor Liturgiewissenschaftlern wandte er sich am 6. Mai 2011 sowohl gegen übereilte Reformen als auch gegen eine Verabsolutierung der Tradition.

„Die Liturgie lebt von einem richtigen Verhältnis und einem dauerhaften Austausch zwischen gesunder Überlieferung und berechtigtem Fortschritt“, so der Papst bei der Audienz für die Teilnehmer eines Kongresses zum 50-jährigen Bestehen des Päpstlichen Liturgischen Institutes an der römischen Benediktiner-Hochschule Sant´Anselmo.

„In der Vergangenheit sind in der Liturgie Tradition und Fortschritt oft auf ungeschickte Weise entgegengesetzt gewesen. Tatsächlich gehören jedoch beide Konzepte zusammen. Die Tradition enthält in gewisser Weise stets auch den Fortschritt. Leider ist die Liturgie vielleicht auch von uns Hirten und Fachleuten zu häufig nur als Objekt der Reform verstanden worden und nicht als Subjekt, das imstande ist, das christliche Leben zu reformieren.“

Benedikt XVI. verwies auf die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Liturgie. Mit dem Begriffspaar „gesunde Überlieferung“ und „berechtigter Fortschritt“ hätten die Konzilsväter in der Konstitution über die Liturgie ein Gleichgewicht zwischen der großen liturgischen Tradition der Vergangenheit und zukünftiger Entwicklungen zum Ausdruck bringen wollen.

Liturgie hat was mit Schönheit zu tun, so die Idee des Papstes. Bei der Vesper in der Kathedrale Notre-Dame in Paris, am 12. September 2008, sagte er hierzu:

„Unsere irdische Liturgie, die ganz auf die Feier dieses in der Geschichte einmaligen Ereignisses ausgerichtet ist, wird niemals vollständig dessen unendlichen Fülle zum Ausdruck bringen können. Die Schönheit der Riten wird sicherlich niemals erlesen, gepflegt und durchdacht genug sein können, weil nichts zu schön sein kann für Gott, der die unendliche Schönheit ist. Unsere irdischen Liturgiefeiern können immer nur ein blasser Abglanz jener Liturgie sein, die im himmlischen Jerusalem, dem Ziel unserer irdischen Pilgerreise, gefeiert wird. Mögen unsere Gottesdienste ihr dennoch möglichst nahe kommen und Vorgeschmack auf sie sein.“

Liturgie hat aber auch mit Nächstenliebe zu tun. So sagte Benedikt XVI. bei der Generalaudienz, am 1. Oktober 2008:

„Die Bedeutung, die Paulus dieser Geste des Teilens beimisst, ist so groß, dass er sie nicht einfach „Geldsammeln“ nennt; für ihn ist es vielmehr „Dienst“, „Segen“, „Liebe“, „Gnade“, ja „Liturgie“ (vgl. 2 Kor 9). Besonders überrascht dieser letztgenannte Begriff, der dem Sammeln von Geld auch einen kultischen Wert zuerkennt: Es ist einerseits liturgischer Gestus oder „Dienst“, der von jeder Gemeinde Gott dargebracht wird, und andererseits eine für das Volk vollzogene Handlung der Liebe, Liebe zu den Armen und göttliche Liturgie gehören zusammen, die Liebe zu den Armen ist Liturgie.“

Liturgie bedeutet Gemeinschaft: Gott spreche auf vielerlei Weise mit uns. Beim Besuch im Römischen Priesterseminar, am 17. Februar 2007, sagte der Papst:

„Wichtig ist einerseits, im „Wir“ der Kirche, indem in der Liturgie gelebten „Wir“ zu bleiben. Es ist wichtig, diesem „Wir“ in uns selbst persönliche Gestalt zu geben, auf die anderen Stimmen des Herrn zu hören, uns auch leiten zu lassen von Menschen die sozusagen Erfahrung mit Gott haben und uns auf diesem Weg helfen, damit dieses „Wir“ zu meinem „Wir“ wird und ich einer werde, der wirklich zu diesem „Wir“ gehört. So wächst die Erkenntnis und wächst die persönliche Freundschaft mit Gott, die Fähigkeit, in den Tausenden von Stimmen heute die Stimme Gottes zu vernehmen, der immer gegenwärtig ist und immer zu uns spricht.“

Die Liturgie sei eben nicht eine „Selbstveranstaltung“ der Gemeinde, die sich dabei einbringt, wie man so schön sagt, sondern das Heraustreten der Gemeinde aus dem bloßen Selbersein und das Hineintreten in das großen Mahl der Armen, in die große, lebendige Gemeinschaft, in der Gott uns selber speist. Dieser universale Charakter der Liturgie müsse wieder allen bewusst werden. Das sagte Benedikt XVI. den Schweizer Bischöfen bei ihrem Ad Limina-Besuch 2006. In der Eucharistie empfangen wir etwas, das wir nicht machen können, sondern treten in ein größeres hinein, das gerade dann unsrig wird, wenn wir uns in dieses Größere hineingeben und die Liturgie wirklich als Liturgie der Kirche zu feiern versuchen, fügte er an.

In der Liturgie werde das Wort Gottes zu einer lebensspendenden Kraft. Die Liturgie werde daher zum bevorzugten Ort, wo jeder von uns im Gespräch mit Gott in das „Wir“ der Kinder Gottes eintritt. Bei einem Besuch im Römischen Priesterseminar, am 17. Februar 2007, sagte er wörtlich:

„Die Liturgie ist der bevorzugte Ort, wo das Wort lebendig und gegenwärtig ist, ja, wo das Wort, der „Logos“, der Herr, zu uns spricht und sich in unsere Hände gibt. Wenn wir in dieser großen Gemeinschaft der Kirche aller Zeiten auf den Herrn hören, dann finden wir ihn.“

(rv 30.08.2011 mg)







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