Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
ist sehr zufrieden mit den Beratungen des Ratzinger-Schülerkreises von Castel Gandolfo.
Die deutsche Religionsphilosophin gehörte bei dem exklusiven Zirkel in den letzten
Tagen in der Sommerresidenz des Papstes zu den Referenten. Die Gespräche Benedikts
mit seinen früheren Studenten gingen am Sonntag zu Ende. Gerl-Falkovitz sagte uns
anschließend:
„Es war bewegend. Der Papst war noch etwas müde von Madrid;
wir waren eigentlich seine einzige Pause. Aber im Laufe der Vorträge und überhaupt
dieses freundschaftlichen Gespräches hat er sehr gut zugehört und war mit großer Freundlichkeit
und Offenheit beteiligt.“
Thema der Beratungen war die Neuevangelisierung,
die sich immer mehr als eines der großen Themen dieses Pontifikats herausstellt. Gerl-Falkovitz
sieht in unserer heutigen Kultur große Chancen für das Christentum:
„Ich
habe gezeigt, dass sich in der intellektuellen Szene Europas – denn die Neuevangelisierung
bezieht sich vor allem auf Europa – doch neue Dinge tun: Der Wind füllt meiner Meinung
nach wieder die Segel. Auch im „Vorhof der Völker“ (ein schöner Ausdruck aus dem Alten
Testament) beschäftigen sich jetzt viele Intellektuelle mit dem Christentum und mit
seinen Potentialen. Philosophen sind das, aber auch Literaten wie Botho Strauß – gerade
solche Vordenker, die sich in den letzten Jahrzehnten in Europa wirklich einen Namen
gemacht haben. Das Christentum hat Sinnpotentiale, die nicht nur in der Kirche entbunden
werden, sondern die eigentlich von der gesamten Kultur auf erstaunliche Weise wieder
wahrgenommen werden.“
Unter den etwa vierzig Ratzinger-Schülern, die mit
dem Papst hinter verschlossenen Türen debattierten, saß in Castel Gandolfo auch der
Rechtsmediziner und Ethikexperte Hans-Bernhard Wuermeling - Gerl-Falkovitzens Ehemann.
Er erzählt eine kleine Beobachtung am Rande:
„Besonders aufgefallen ist
mir neben allen philosophischen und theologischen Dingen, dass er bei seiner Erzählung
vom Weltjugendtreffen in Madrid dem Unwetter eine große Bedeutung zugemessen hat:
Er hat sehr viel Zeit darauf verwendet, seine Eindrücke bei diesem Unwetter zu schildern...
und es war ja auch wichtig, dass er dort ausgehalten hat, denn auf diese Weise blieb
dort alles beisammen und miteinander.“